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Veranlassung des französischen Hofes verfasst ist und also einen offiziellen Charakter trägt, dann aber noch mehr durch ihren Inhalt. Zur besseren Illustration der Theorien Conrads wurden zunächst in kurzen Zügen die Lehren der katholischen Kirche über den Primat der römischen Bischöfe dargelegt und dann die von ihnen abweichenden Sätze Conrads angegeben. Redner wies dann darauf hin, wie Conrad zum Urheber einer Anschauung geworden, die in ihrer weiteren Entwicklung zur Vernichtung der Kirche führen konnte, einer Bewegung der Geister, deren Wellenschlag durch ein ganzes Jahrhundert zu spüren gewesen ist; wie seine Ideen von Deutschen, Franzosen, Italienern, Spaniern aufgenommen und weiter ausgebaut wurden, wie selbst Stimmen laut wurden, welche ein so entartetes und misbrauchtes Institut, wie es der römische Stuhl geworden war, entbehrlich fanden.

In kurzem Abriss wurde erzählt, wie dann die konciliare Theorie auf dem Concil zu Pisa zum ersten Male conkrete Gestalt gewann, wie ihre Bahn weiter ging zu den Beschlüssen der vierten und fünften Sitzung des Concils zu Constanz, in denen officiell erklärt wurde, dass der Papst der allgemeinen Vertretung der Kirche untergeordnet sei und wo der Satz von der Superiorität des Concils über den Papst in das Kirchenrecht zu dringen versuchte. Den Höhepunkt der konciliaren Theorie bezeichnet das Baseler Concil. Hier kam sie zu Fall und das hart bedrängte Papstthum trug einen vollständigen Sieg über die Bewegung davon. Als eine Periode gross und kühn einsetzender, aber kläglich scheiternder Revolution erscheint das Zeitalter der Concilien. Zum Schlusse kam der Vortragende auf die Frage zu sprechen, wie es möglich war, dass ein Mann, der eine solche Bewegung, welche die Grundvesten des Papstthums erzittern liess, geschaffen hat, vergessen werden konnte, so dass sein Name in keiner der neueren Encyklopädien auch nur genannt wird. Die Beantwortung der Frage ist leicht; ein anderer hat ihm den Ruhm genommen und dieser ist kein anderer als sein Freund und Landsmann Heinrich von Langenstein. Die Beweisgründe hierfür wurden dann kurz angegeben.

 

7. Monatsversammlung am 28. März 1898.

Der Herr Vorsitzende legte ein Werk von Forrer „Die Kunst des Zeugdrucks vom Mittelalter bis zur Empirezeit“ (Strassburg 1898) vor und las aus demselben die auf die Engelhardt’sche Blaudruckfabrik zu Cassel bezüglichen Mittheilungen vor. Sodann zeigte derselbe eine grössere Anzahl Proben von Geweben aus dem 12.—15. Jahrhundert, die, zu Täschchen genäht, offenbar dazu gedient haben, die Siegel von Urkunden vor Beschädigungen zu behüten. Auch eine Sammlung älterer Siegelschnuren wurde herumgereicht.

 

 

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