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im 30jährigen Kriege vollständig ab. Auf seiner Stelle baute die Wittwe des letzten Grafen von Henneberg-Schleusingen ein Schloss, das jetzt zu Beamtenwohnungen, Schule und Lagerraum für den hier gezogenen Tabak dient. Die ganz nackte Schlosscapelle hat der Landgraf von Hessen-Philippsthal-Barchfeld vom preussischen Staat gekauft aus Pietät für die unter ihr ruhenden Glieder des Hauses — sie geht indess ihrem gänzlichen Verfall entgegen. Das „Siegfrieddenkmal“, ein Grabstein des Grafen Siegfried v. Orlamünde, der 1112 die Klosterkirche baute, ist im Jahre 1885 spurlos aus dieser bezw. der späteren Schlosscapelle verschwunden. Eine nachgebildete hölzerne Gedenktafel steht in der Capelle der Löwenburg auf Wilhelmshöhe.

Am 21. Oktober 1897 sprach Herr wissenschaftlicher Hülfslehrer Dr. v. Spindler über „Allendorf in den Sooden“.

Der auf eigene Studien ruhende Vertrag bot ein reiches Feld für Naturschilderungen und für politische wie culturelle Ausführungen. Die Salzquellen des Werrathales waren ein blutig bestrittenes Gut zwischen den Chatten und den Hermunduren. Die Ansiedelung Sooden geht 1264 aus Fulda’schen in hessischen Besitz, und in den Urkunden des 14 Jahrhunderts schwindet der Name Sooden, an dessen Stelle Allendorf tritt. Die Gewinnung und der Verschleiss des Salzes ist ein Privileg der ,,Corporation der Pfänner“, die seit 1586 ihre ,,Koten“ an den Landesherrn auf „ewige Zeit“ verpachtet hat, so dass noch heute der preussische Staat den Pfännern einen Zins zahlen muss, der über die Erträgnisse der Saline hinausgeht. Mit grosser Liebe hob Redner die landschaftlichen Schönheiten der Werralandschaft hervor.

Am 14. März 1898 hielt Herr Major Weschke einen Vortrag ,,Zur Entstehungsgeschichte der 62 vormals kurhessischenStädte und deren Stadtsiegel“. Wesentlich unterstützt waren seine Ausführungen durch freundlichst gegebene und sehr dankbar benutzte Mittheilungen des Herrn Dr. Küch zu Düsseldorf, der über den gleichen Gegenstand früher im Marburger Zweigverein gesprochen hat. (s. Mittheilungen 1892.)

Nur einzelne der kurhessischen Städte sind organisch aus sich selbst herausgewachsen: es sind die geistlichen Städte Fulda, Hersfeld, Fritzlar. Die meisten sind Gründungen der vielen Territorialherren im sehr zerstückelten Lande Hessen, und zwar zum grossen Theil als militärische Stützpunkte gegen die bösen Nachbarn, von denen namentlich Mainz mit den Landgrafen um die Herrschaft in Hessen rang. Naturgemäss lehnten sich diese Gründungen an bestehende Burgen des hohen und niedern Adels an und wurden Festungen, vertheidigt von den mann- und wehrhaften Bürgern. Ein anderer Grund zur Stadterhebung war die Einnahmequelle, die die neue Stadt in

 

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