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allzu sorglos lagerten, wurden sie von Tallard überfallen und besiegt. Der Generallieutenant Präcontal, der dem Graf Tallard Unterstützung zugeführt hatte, wurde gleich zu Anfang des Treffens erschossen. „Rache für Speyerbach“ war nachher die hessische Losung; so riefen die hessischen Dragoner in der Schlacht bei Höchstädt beim Angriff und Verfolgung des Feindes und so begrüsste Erbprinz Friedrich den gefangenen Marschall.

Zu Vers 11 und 12. Der oben schon erwähnte Feldmarschall Graf Marsin wurde nicht gefangen, wie der Dichter angibt, sondern führte den linken Flügel der Feinde zusammen mit dem Kurfürsten aus der Schlacht zurück und leitete weiter den Rückzug des ganzen Heeres über den Schwarzwald. In einer „ungefähren“ Liste, welche Erbprinz Friedrich einem Briefe an seinen Vater vom 16. August beilegte, werden 5 Generäle, 10 Brigadiers und 11 Obersten als Gefangene angeführt, darunter der Marquis de Sassenage, aide de camp et gendre du maréchal de Tallard. Der Sohn des Marschalls fehlt in der Liste, er bekleidete vielleicht erst einen geringeren Rang.

Zu Vers 13. Die Heeresstärke der Baiern und Franzosen betrug etwa 58000 Mann; 25000 folgten Tallard beim zweiten Zuge über den Schwarzwald.

Zu Vers 15. Das Ende des spanischen Erbfolgekrieges war bekanntlich ein anderes als das hier prophezeite. Herzog Philipp von Anjou, der Enkel Ludwigs XIV. und Oheim Ludwigs XV., blieb als Philipp V. König von Spanien.

Zu Vers 17. Tallard machte als Gefangener eine Reise in die Hauptstädte der Staaten, deren Soldtruppen ihn gefangen genommen hatten. Er kam auch nach Kassel, wo sein Marschallsstab und Handschuhe noch jetzt im Museum aufbewahrt werden.

Dies Gedicht fand sich einem Aktenstück des von Boyne-burg-Hohensteinschen Samtrichters zu Reichensachsen1) angeheftet, das sonst ganz andere Sachen betraf. In dies Samtarchiv ist es deshalb gekommen, weil mehrere Mitglieder des Geschlechts sich in der Schlacht bei Höchstädt auszeichneten. Dem Levin Walrab v. B. H., Oberstlieutenant bei den hessischen Grenadieren, wurde das rechte Bein zerschmettert und unter dem Knie abgenommen; er kam mit dem Leben davon und starb als Generallieutenant und Geheimrath am 15. April 1722. Vor allem aber wurde seinem Bruder Karl, Oberstlieutenant und Adjutant des Erbprinzen, zugeschrieben, den Marschall Tallard gefangen genommen zu haben.

Ueber die näheren Umstände dieser Gefangennahme und die Zahlung der Belohnung für dieselbe mögen noch einige Worte folgen. Die Nachrichten über die näheren Umstände gehen nämlich auseinander. Erbprinz Friedrich schreibt in der Nacht, welche auf die Schlacht folgte, an die Generalstaaten: „Mein Adjutant hat in meiner Gegenwart den Marschall Tallard gefangen genommen“ 2). In dem schon erwähnten Briefe des-

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1) Im Amt Eschwege, Mittelpunkt der Besitzungen der von Boyneburg-Hohenstein und Sitz ihres Patrimonialgerichts.

2) Der Brief ist abgedruckt in „Geschichte und Thaten Friederichs etc.“ S. 67.

 

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