..

139

selben an den Landgrafen Karl vom 16. August heisst es: „Karl v. B. hat den Marschall, welcher eben in die Donau zu setzen Willens war, mit noch andern vornehmen französischen Offizieren gefangen bekommen“. Am ausführlichsten ist ein Bericht, der sich in demjenigen Archiv der Familie Boyneburg findet, das dem Königl. Staatsarchiv zu Marburg in Verwahrung gegeben ist. Er lautet:

,,Marschall Tallard ist von zwei Dragonern dieses Leibdragonerregiments, als er nach dem Dorfe Blentheim reiten wollen, gefangen worden. Diese haben ihn niederhauen wollen, er ruft aber: Pardon pour un maréchal de France! Worauf der damalige Hauptmann von denselben Leibdragonern oder damaligem Regiment Erbprinz Adam Heinrich von Gräffendorf (welcher als Generalleutnant gestorben), herzukommt und ihn rettet. Gleich darauf findet sich aber der damalige Oberstlieutnant vom Leibregiment zu Pferd (modo Gens d’armes) und Generaladjutant des Erbprinzen Karl von Boyneburg, (welcher gleichfalls als Generallieutnant und Oberjägermeister gestorben ist), ein, nimmt ihn in Empfang und führt ihn zu des Erbprinzen Durchlaucht (nachher Kön. Maj. in Schweden), worauf Allerhöchst dieser ihn noch mit den Worten bewillkommt: Revange pour Speierbach. Der Marschall hatte sich an diesem Tage sehr kenntlich gemacht, denn er hatte ein Kleid von Drap d’or an. Und dass diese Geschichte keinem Zweifel unterworfen, bezeuget, dass, als der nachherige Generallieutnant von Boineburg 1727 von der Krone England endlich die gewöhnlichen Gelder für die Gefangennehmung eines Marschalls erhalten, ein Disput zwischen ihm und dem General von Gräffendorf entstanden, wem von ihnen beiden diese Gelder von Rechts wegen zukämen? Letzterer liess sich aber mit der Summe von 1000 Thlr. abfinden, welche ihm von ersterem wirklich ausbezahlt worden sind. Vermutlich müssen die beiden Dragoner, so ihn gefangen gemacht, nicht mehr am Leben gewesen sein, sonst hätten diese ehrlichen Leute doch wohl auch etwas verdient gehabt“.

Noch andere Nachrichten finden sich in dem schon angeführten Buche „Geschichte und Thaten etc.“ S. 65; es wird hier erzählt, Tallard von Boyneburg gefangen genommen habe diesem seine Goldbörse, Juwelen und alles, was er bei sich hatte, angeboten, wenn er ihn würde durchwischen lassen, doch sei es alles vergebens gewesen und Boyneburg habe den Marschall dem Erbprinzen zugeführt. Die Königin von England habe dem Herrn von Boyneburg 2000 Pfund Sterling verehrt. Münscher endlich in seiner „Geschichte von Hessen“ (Marburg 1894 S. 401) stellt den Vorgang noch anders dar: zwei hessische Dragoner hätten den Marschall unablässig verfolgt und ihn, da er in einen Sumpf gerieth und stecken blieb, ohne Schwertstreich gefangen; in seiner von Gold strotzenden Uniform, über und über von Moorwasser triefend, sei er vor den Erbprinzen geführt.

Richtig und vollständig sind diese 5 Quellen alle nicht. Die Worte in dem ersten Brief des Erbprinzen „in meiner

 

..