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von denselben und zogen mit zwei jüngern ins Ausland. Davon fochten drei im Widerspruche mit den Grundsätzen des Vaters in Frankreich gegen die Hugenotten und bussten dabei ihr Leben ein, ein vierter Bruder starb in dänischen Kriegsdiensten ein fünfter Bruder auf der Universität in Tübingen. Die beiden zuruckgebliebenenen Brüder, und namentlich der ältere von ihnen, Christoph, setzten das wüste Leben und Treiben welches sie schon zu Lebzeiten des Vaters geführt hatten fort. Die auf dem Ulrichstein geübte Zuchtlosigkeit, verbunden mit Entführungen von Mädchen und Frauen, war so arg, dass sich die hessischen Landgrafen genöthigt sahen das Nest auszuheben. Ganz plötzlich erschienen in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1570 die Landgrafen Ludwig von Marburg und Georg von Darmstadt an der Spitze von 200 Reitern und 2000 Mann Fussvolk vor der Bergfeste, sprengten Thor und Thüren, nahmen den Grafen Christoph mit den Seinen gefangen — sein Bruder Moritz war nicht anwesend — und führten ihn in verdeckter Kutsche nach dem Schlosse in Ziegenham wo er in sehr strenger Haft gehalten wurde. In dem gegen ihn eingeleiteten Verfahren wurden die grössten Verbrechen enthüllt, mehrere um die Rechtsprechung angegangene Fakultäten, darunter Marburg, sollen das Todesurtheil über ihn gefallt haben. Alle Anstrengungen von seiner und seines Bruders Moritz Seite sowie des Königs von Frankreich Verwendung, ihn aus der Haft los zu bekommen waren vergeblich. Später seit dem Regierungsantritt des Landgrafen Moritz des Gelehrten (1592 bis 1627) wurden dem Gefangenen Erleichterungen zu Theil und ihm freie Bewegung zu Wagen und Pferde gewährt, auch die Mitnahme eines adeligen Begleiters gestattet. Gegen Ende seines Lebens beschäftigte sich der Graf mit dem Studium der Bibel und theologischer Werke. Er starb, nachdem er 33 Jahre in der Haft zugebracht hatte, am 20 April 1603. Nachdem auch Graf Moritz gestorben war fielen die Dietzischen Besitzungen wieder an die hessischen Landgrafen und Ulrichstein gemäss Vereinbarung an Ludwig von Marburg zurück, nach dessen Tode es an Hessen-Darmstadt kam

Im dreissigjährigen Kriege hatte Ulrichstein, wie aus den im dortigen Kirchenkasten aufbewahrten Aufzeichnungen hervorgeht, viel Unbilden zu erdulden beim Einfalle des kühnen Heerführers auf protestantischer Seite, des Herzogs Christian von Braunschweig, in den Jahren 1621 und 1622.

Im siebenjährigen Kriege knüpfen sich an das nunmehr darmstädtische Ulrichstein zwei Ereignisse, welche die Ruhmesblatter der Hessen-Casselschen Truppen vermehrt haben, ein Angriff und eine Vertheidigung.

Prinz Georg v. Holstein-Gottorp, Unterfeldherr des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, erhielt Anfangs April 1759 den Befehl, das von Reichstruppen und zwar vom Fischer’schen Frei-Corps besetzte Bergschloss Ulrichstein einzunehmen.

Dieser in der Nacht vom 6 zum 7 April 1759 vollführte Angriff wurde vom Vortragenden im Nähern geschildert unter Vorlegung einer Copie des im Königlichen Staats-Archive zu

 

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