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Marburg befindlichen Schlachtplans und unter Berücksichtigung der darüber vorhandenen, leider in wesentlichen Punkten, besonders Angabe der Beschaffenheit und Stärke der Truppen auf beiden Seiten und des Erfolges des ersten Vordringens der Belagerer von einander abweichenden Darstellungen angesehener Militärschriftsteller, wie Karl Renouard und Maximilian von Ditfurth.

Den Belagerern gelang die Erstürmung der Feste nach blutigem Kampfe, wobei sich namentlich das hessische Grenadier-Regiment*) auszeichnete. Der zur Uebergabe genöthigte Festungs-Commandant v. Ried spendete den Belagerungstruppen insgemein Lob, der Herzog Ferdinand von Braunschweig aber gedenkt in seiner Correspondenz mit Friedrich dem Grossen ganz besonders des hessischen Grenadier-Regiments, welches hierbei Wunder der Tapferkeit verrichtet habe. Für die Nachwelt hat man zum Andenken an diese Waffenthat in neuerer Zeit am Eingang zur Schlossruine die Inschrift angebracht:

Aeusseres Hauptthor / Sturmangriff des Hess. Grenadier-Reg. / 7. April 1759 /

Die Verteidigung von Ulrichstein fällt auf den 9. August 1762 nach den Sieg der verbündeten Truppen über die französische Armee bei Wilhelmsthal und bei Lutterberg; die schwache Besatzung ergab sich von 50 hessischen Jägern unter Capitän v. Wurmb nach heldenmüthiger Gegenwehr und nachdem eine Bresche geschossen, der französischen Uebermacht.

Das Schloss, welches so manchen Stürmen getrotzt, blieb mit seinen Mauern stehen bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, wo es von einem Privaten Namens Schuchardt (nach Dieffenbach für etwa 700—800 Gulden, nach Röschen für 620 Gulden) angekauft wurde. Dieser benutzte die Mauersteine theils selbst zur Erbauung seines eigenen Wohnhauses in dem Städtchen, theils veräusserte er dieselben an andere Personen. Solchen Vandalismus beklagt u. a. bitter Prof. Dieffenbach zu Darmstadt in seinem Reisetagbuche, indem er mittheilt, dass das Schloss auf dem Burgberge seit seinem letzten Besuche vor 25 Jahren daselbst verschwunden und zu einer traurigen Ruine geworden sei, von der nur noch wenige Mauerthürme zu sehen wären.

2. Monatsversammlung am 31. October 1898. Der Herr Vorsitzende gab einen Ueberblick über die Thätigkeit (Jahresversammlung, Ausflüge, Publikationen) des

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*) Das hessische Grenadier-Regiment, ist im Jahre 1821 mit dem Regiment Leibgarde zu Fuss bei der Umformung der Truppen zum kurhessischen Leibgarde-Regiment zu 2 Bataillonen vereinigt worden, aus dem im Jahre 1866 das hessische Füselier-Regiment Nr. 80 hervorgegangen ist.

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