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und liess die Excedenten gewähren. Auch für den 9 ten April, der auf einen Sonntag fiel, war verschiedenen Beamten, vor allem auch den beiden Rittmeistern der Garde-du-Corps, von Schenk und von Baumbach, eine obligate Katzenmusik zugedacht worden. Von dem Hause des Directors Ruhl, dem die aufgeregte Menge eine solche Ovation zweifelhaften Werthes dargebracht hatte, zog man zu der am Messplatze gelegenen Wohnung des Generals von Helmschwerdt, um hier ebenfalls wieder den Lärm zu beginnen.

Kaum hatte das Geschrei und das Gekröhle begonnen, als dasselbe jäh verstummte, die Menge schleunigst auseinander lief, und der Schreckensruf ertönte: ,,Die Garde-du-Corps haut ein“.

Wie aber war dieses gekommen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns nach einem anderen Schauplatz und zu andern Personen begeben. Ganz unabhängig von den Katzenmusikanten hatte eine Anzahl friedlicher und wohlgesinnter Bürger unter Führung des Polizeidirectors Morchutt es unternommen, dem Märzminister Eberhardt und dem Präsidenten von Baumbach eine Serenade zu bringen. Von der Fuldaer Kapelle begleitet und auf dem Wege zu Diesen, an der Ecke des Garde-du-Corps-Platzes angelangt, wurde der in voller Ordnung aufziehende Zug plötzlich unter Führung der Wachtmeister Stiegel und Gärtner, der Unterofficiere Malkmus, Rheins und Kirchner von 20 bis 25 Garde-du-Corps in Stalljacke und Mütze überfallen und mit theils flachen, theils scharfen Säbelhieben auseinandergesprengt.

Bewaffnete Bürgergardisten, die in voller, feldmarsch-mässiger Ausrüstung den Zug begleiteten, leisteten den Garde-du-Corps keinen Widerstand, sondern ergriffen die Flucht; nur einer von ihnen, der Bankier Philipp Feidel, setzte sich zur Wehr, erhielt aber eine schwere Wunde am Kopf und brach blutüberströmt zusammen.

Der gesprengte Zug stiess am Messplatz auf die Katzenmusikanten, die in die allgemeine Flucht jetzt mit fortgerissen wurden. Auch am Messplatz dachte man nicht an Widerstand gegen die wüthend einhauenden Garde-du-Corps, und nur der Sänger Leonardo Müller und der Schauspieler Köckert vertheidigten sich mit Stangen und Besen, die hier, es war Messzeit, herumlagen, muthig und wurden deshalb auch ändern Tags zu Leutnants im Freicorps ernannt. Erst als der Leutnant und Adjutant von Verschuer die Garde-du-Corps in die Kaserne zurückrief, liess die Verfolgung der fliehenden Menge nach. Die einhauenden Garde-du-Corps hatten den schweren Irrthum begangen, dass sie friedliche Bürger und nicht die Katzenmusikanten, von denen ihre Officiere mit Demonstrationen bedroht waren, mit ihrem Angriff bedacht hatten.

Kritisch war nach dem Einhauen der Garde-du-Corps die Lage für den Kurfürsten und für die Stadt Cassel geworden. Entflammte Wuth war die Führerin der gehetzten Massen geworden, trieb sie in alle Strassen und Plätze hinaus und überall hörte man den Ruf: „Bürgerblut ist geflossen, Bürger heraus !“

 

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