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schichte der älteren Malerei nicht hoch genug anzuerkennen, dass die Regierung die Kosten für diese Kopien zur Verfügung stellte. Zu wünschen wäre nur, dass nach den durchaus im Sinne der Originale gemachten Kopien eine Veröffentlichung im kleinerem Massstabe veranstaltet würde.

2. Sitzung vom 12. August 1898. Nachdem der alte Vorstand wiedergewählt (s. oben S. 66) und die Jahresrechnungen geprüft waren, theilte Herr Professor Schröder ein in niederdeutscher Sprache abgefasstes historisches Lied mit, das die misglückte Ueberrumpelung der Stadt Heiligenstadt zur Zeit der Mainzer Bischofsfehde behandelt. In dem Streite um das Mainzer Erzbisthum zwischen Diether von Isenburg und Adolf von Nassau standen die Hessen auf Seiten des letzteren. In Heiligenstadt, bekanntlich Kurmainzer Territoriums, hielten der Rath und die Vornehmeren zu Diether, während eine andere, mehr aus dem geringeren Volke bestehende Partei auf Seiten Adolphs von Nassau stand. Zu Fastnacht 1462 versuchten es diese letzteren, sich der Stadt zu bemächtigen. Sie hatten sich mit den benachbarten hessischen Städten, namentlich Eschwege und Witzenhausen verbündet. Die Mannen der hessichen Städte trafen aber zu spät ein, der versuchte Aufstand in Heiligenstadt fand daher bald ein jähes Ende, und die Unterlegenen mussten sich noch den Spott der Sieger gefallen lassen, der in diesem flott verfassten, mit einer Reihe charakteristischer Züge ausgestatteten Liede lebendigen Ausdruck gefunden hat*). Herr Konservator Bicke11 berichtete hierauf einiges aus seiner Thätigkeit als Bezirkskonservator. Er sprach davon, wie das Projekt, die Marburger katholische Kirche durch einen Erweiterungsbau nach Westen zu vergrössern — ein Projekt, durch welches die Schönheit dieses spätgothischen Baues einfach vernichtet worden wäre — durch ihn habe bekämpft werden müssen, und ging

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*) Es ist inzwischen gedruckt in der Zeitschrift für deutsches Altertum 42, S. 867 flgg. unter dem Titel ,,ein Lied auf den Heiligenstädter Putsch von 1462“.

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