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Selbständigkeit, die es dem Einflüsse der feinen vom Hofe geförderten westfränkischen Kunst entzog, begründet. Um so mehr ist der vom Vortragenden zum Schluss ausgesprochene Wunsch berechtigt, dass die kaum begonnene Sammlung der weit verstreuten Miniaturen eifrig fortgesetzt werden möge, damit so das Material zu einer ausführlichen Monographie über die Fuldaer Miniaturen der Karolinger Zeit zusammengebracht würde, welche, wie der Herr Vorsitzende in Uebereinstimmung mit den Anwesenden meinte, einen wichtigen Band der Publikationen unserer historischen Kommission bilden würde.

An diesen, durch Vorlegung zahlreicher Abbildungen illustrirten, das Interesse der Zuhörer in hohem Grade fesselnden Vortrag, schlossen sich Mittheilungen des Herrn Archivraths Dr. Reimer über die Thätigkeit eines Hofmalers des Landgrafen Ludwig von Marburg und über ein Oelbild aus dem Jahre 1583, das die „lange Barb von Marburg“ darstellt, eine Dienerin im Marburger fürstlichen Frauenzimmer, welche die respektable Grösse von 2,24 Metern hatte. Den Schluss bildete die Vorlage von Gipsabgüssen der Medaillonbilder des Landgrafen Carl und seiner Gemahlin, angefertigt vom landgräflich hessischen Edelsteinschneider Dobbermann, deren Originale sich im Casseler Museum befinden. Der Vorsitzende wies darauf hin, dass durch seine Vermittelung oder auch durch die Elwert’sche Buchhandlung diese durch ihre feine Individualisirung der dargestellten fürstlichen Personen ausgezeichneten Kleinkunstwerke zu beziehen seien.

6. Sitzung vom 17. März 1899. Nach geschäftlichen Mittheilungen des Vorsitzenden hielt Herr Privatdocent Dr. Hermann Diemar einen Vortrag über Hessische Hofmaler des 16. Jahrhunderts, im Zusammenhange der Kunstbestrebungen der hessischen Landgrafen jener Zeit*).

Es handele sich um ein Stück hessischer Kulturgeschichte; die Aufgabe sei mehr eine antiquarische, als eine ästhetische. Erhalten ist von älteren Malereien in Hessen verhältnismässig sehr wenig; insbesondere ist von der kirchlichen Kunst, auch noch derjenigen der Reformationszeit, gar manches nachher der Bilderstürmerei des Landgrafen Moritz zum Opfer gefallen. Es gilt, die Nachrichten über das Verlorene zu sammeln und auf vorhandene Reste aufmerksam zu machen. Redner

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*) S. auch oben S. 50—53.

 

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