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grösseren Theil des Heeres bildeten die nur im Auslande geworbenen Landsknechte — Reiter and Fussknechte — die mit der ,,Musterung“ in Sold traten und bei ausbleibendem Solde auch meuterten. Das Reiterfähnlein war 10—315 Pferde stark, das Landsknechtsfähnlein zwischen 250—400 Mann. Officiere im heutigen Sinne gab es nicht. — Ausser Reitern und Fussvolk hatte Philipp aber auch eigene ,,Artallerei“; bisher mussten die Landesherren die nöthigen Geschütze von den Städten borgen. Wenn auch Carl V. 1547 als Beute aus Hessen 1040 Geschütze, die Kugeln von 2 bis 100 Pfund schossen, abführte, so hinterliess Philipp bei seinem Tode doch wieder 166 landgräfliche Geschütze. — Ausserordentlich war das Finanzgenie des Landgrafen. Auf die mannigfachste Weise wusste er sich das Geld zur Deckung der Kriegskosten zu verschaffen. Ebenso gross war aber auch seine sorgfältige Ueberwachung der Ausrüstung und Verpflegung des Heeres; so legte er Waffen-Depots an und führte Proviantmärkte im eigenen wie im Feindes Lande ein, um dem Plündern zu steuern und seine Operationen zu sichern und zu fördern. — Philipp der Grossmüthige war jedenfalls ein grosser Organisator.

Am 30. Mai 1899 brachte Herr Major Weschke eine Druckschrift des Freiherrn v. Pappenheim zur Kenntnis, welche nachweist, dass der aufgefrischte Adel des im Jahre 1594 erloschenen hessischen Geschlechts der Hess von Wichdorff auf unehrliche Weise von dem Onkel des jetzigen Trägers dieses Namens im Jahre 1877 erschlichen worden ist durch ein schlau angelegtes System von Fälschungen. Für Schmalkalden ist besonders interessant, dass nach dem Tode des letzten Hess von Wichdorff in dem bürgerlichen Messerschmied Hess in Schmalkalden ein Erbe eingeschmuggelt worden ist, dem der Name von Wichdorff angehängt wurde, und dem ein nur 22 Wochen alt gewordener Sohn als Ahnherr der jetzigen neuen Hess von Wichdorff octroyirt wurde. Weiterhin ist zur Begründung der unmittelbaren Geschlechtsfolge unter andern Fälschungen die Gothaer Original-Handschrift der Historia Schmalkaldica von Joh. Geisthirt mit unechten Fussnoten versehen worden, Noten, die das zweite (Casseler) Exemplar der Original-Geschichte Schmalkaldens, dessen Abschrift in vieler Schmalkalder Besitz ist, nicht hat.

Den Haupttheil der Tagesordnung bildete der längere Vortrag des Herrn Regierungs-Assessors Spannagel über „Ein Steingrab in Hessen“.

Die Anregung dazu gab die vom Hessischen Geschichtsverein verlegte Schrift über Neolithische Denkmäler aus Hessen.

 

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