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Geliebten den Bund für das Leben, der schon um dessentwillen ein glücklicher werden musste, da die geistig aussergewöhnlich beanlagte junge Frau den Wünschen und Neigungen ihres Gatten auf allen Gebieten zu folgen vermochte. Am 5. Juli 1852 zum Sekretär beim Kriminalgericht zu Cassel ernannt, wurde Stern dann später in die gleiche Stellung bei der kurfürstlichen General-Staatsprokuratur befördert, in welcher Stellung er bis zum Jahre 1866 verblieb. Die Einverleibung Hessens, welche mit einem Schlage die akademisch gebildeten hessischen Sekretäre und Aktuare in die grosse Klasse der preussischen Subalternbeamten zurückversetzte, blieb auch auf Stern insofern nicht ohne Wirkung, als ihn seine neue Stellung mit einer gewissen Bitterkeit erfüllte, ihn von seinen alten Freunden nach und nach isolirte und ihn mehr und mehr der Oeffentlichkeit entzog, bis er sich schliesslich zur Disposition stellen liess. Von nun an wendete er sich ganz den Wissenschaften, besonders der von ihm mit seltenem Erfolge gepflegten Numismatik und Heraldik zu. Von nicht Vielen persönlich gekannt, von den Gelehrten hoch geschätzt, verlebte er in unsrer Stadt, in stiller Einsamkeit sein Lebensabend; am 5. September 1898 Morgens ist er in Folge von Altersschwäche sanft entschlummert.

Mit dem Namen des Verewigten verbindet sich für alle Freunde hessischer Geschichte der Begriff des eifrigen und glücklichen Münzensammlers und zwar eines Sammlers seltenster Art, wie sie heute am Aussterben sind.

Sterns Sammeln hatte seine Wurzeln in seiner Liebe zur hessischen Heimath und in einem stark ausgeprägten wissenschaftlichen Bedürfnisse. Er erkannte in den Münzen lebendige Zeugen der hessischen Geschichte. Er sammelte sie als solche, nach wohldurchdachtem Plane, ohne sinnwidrige Ausschliessung irgend einer Epoche, aber mit Beschränkung auf das Wesentliche. Er sammelte mit rastlosem Eifer und mit grossem Glücke, aber im Sammeln ging seine Thätigkeit nicht auf. In ernster Arbeit war er bemüht, die Sprache der Münzen verstehen zu lernen, sie durch die Geschichte zu deuten, die Geschichte durch sie aufzu-

 

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