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hellen. Sein Sammeln war eben wissenschaftlich, nicht dilettanisch, war eine zielbewusste Thätigkeit, keine unwillkürliche Aeusserung eines dunklen Triebes. In dieser jahrzehntelangen Arbeit wurde er zum wirklichen Kenner, dessen Ansicht und Rath man von Nah und Fern einholte. Der Kenner hat in ihm aber den Liebhaber nicht ertödtet. Nie hat er seine Münzen und Medaillen nur als Material betrachtet. Sein künstlerisches Verständnis ihrer Formen war und blieb das feinste und lebendigste, und befähigte ihn, die Schönheit der alten Gepräge voll zu begreifen und zu geniessen, dem Wandel der Stile voll Verständnis zu folgen — bis hinab zur Stufe unserer heutigen Gelegenheitsmedaillen, die er kopfschüttelnd einlegte.

Diese Vereinigung von Sammler, Gelehrtem und Liebhaber war das Charakteristische und das Anziehende an dem Münzsammler Stern.

Mit seiner ganzen Persönlichkeit ging Wilhelm Stern in seiner numismatischen Thätigkeit auf. Und diese liebevolle, von einem feinen Sinne getragene Hingebung an die Sache, der er seine reichen Gaben widmete, macht seine Bedeutung aus.

Sein bestes Denkmal ist seine Sammlung; sie ist zugleich ein einziges Denkmal hessischer Geschichte.

Wilhelm Stern hat dem Verein seit dem 12. Februar 1860, wo ihn Landau einführte, ununterbrochen angehört; mancher Jahrgang der Vereinsveröffentlichungen legt Zeugnis ab von seiner regen Mitarbeit an unseren Aufgaben; war er doch lange Jahre hindurch der berufenste (und leider auch fast einzige) Vertreter der Numismatik im Verein. Auf der Jahresversammlung zu Rinteln übertrug man ihm am 27. Juli 1880 das Schriftführeramt im Vorstande, er hat es nach treuer Führung im Sommer 1892 niedergelegt, zu einer Zeit, als ihn die Beschwerden des Alters mehr und mehr am Ausgehen behinderten und er nicht mehr wie früher den persönlichen lebhaften Antheil an den Sitzungen nehmen konnte. Der Verein erkannte die mannigfachen Verdienste des Scheidenden dadurch an, dass er ihn am 24. Juli 1893 zu seinem Ehrenmitgliede ernannte.

 

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