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Eine weitere Erörterung der in Betracht kommenden Fragen wurde auf den nächsten am 15. Januar stattfindenden Unterhaltungsabend des Vereins verschoben, und darauf die Versammlung gegen 8 Uhr geschlossen.

 

5. Ordentliche Monatsversammlung 29. Januar 1900.*)

Herr Kanzleirath Neuber hielt einen Vortrag über den ,,Heiligenberg bei Gensungen und die Karthause, sowie beider Beziehungen zu Cassel“.

Auf dem rechten Ufer der einst in ihrem Flussbette Gold führenden Edder unweit der Mündung derselben in die Fulda erhebt sich in stolzer Höhe, weithin dem Auge sichtbar und auf ein ausgedehntes Flachland und auf die Stammsitze des alten Chattenlandes herabblickend ein mächtiger Basaltkegel, Heiligenberg genannt, 754 Fuss über der Edder steil aufsteigend und 1248 Fuss (392 Meter) über dem Spiegel der Nordsee.

Die Völker des Alterthums dachten sich ihre Götter hoch über den Menschen im ehernen Himmelsgewölbe oder auf hohen in die Wolken ragenden Bergen, und es kommen verschiedene denselben geweihte Berge vor. Der Heilige Berg bei Rom hat seine besondere Bedeutung, indem die Plebejer bei ihrer Auswanderung auf denselben diese Niederlassung dem höchsten Gotte weihten, in Folge dessen auch nach ihrer Rückkehr nach Rom in Folge von Zugeständnissen seitens der Patricier der Berg heilig blieb.

Die Verehrung der Götter fand jedoch in Tempeln statt. Dagegen wurden dieselben bei den Germanen im Freien verehrt, namentlich in Wäldern, ,,heiligen Hainen“, entweder in der Ebene oder in der Höhe. Es gibt daher genug Berge in unserem engeren wie weiteren Vaterlande, auf welchen gottesdienstliche Feiern und damit in Verbindung Versammlungen der Volksgemeinden zur Rechtsprechung gehalten wurden; dieselben sind theils unter verschiedenen Namen bekannt, theils führen sie die allgemeine Bezeichnung: Heiliger Berg oder Heiligen-Berg, so ausserhalb Hessen der Heiligen-Berg bei der Universitäts-Stadt Heidelberg und der in der Nähe des Bodensees.

Der Heiligenberg bei Gensungen war die Malstätte eines der 9 alten Centgerichte des Hessengaus und nach Einführung des Christenthums war die Kirche zu Gensungen Sitz eines der 9 Erzpriester des hessischen Archidiakonats zu Fritzlar. Unter diesen Verhältnissen mussten Gensungen und der Heiligenberg in heidnischen wie christlichen Zeiten Stätten der Versammlung des umwohnenden Volkes zu gottesdienstlichen Zwecken und was sich in früheren Jahrhunderten daran schloss, Stätten

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*) Vgl. Casseler Allgem. Zeitung v. 30. Jan. 1900 Nr. 29 u. 1. Febr. Nr. 31. Hess. Morgenzeitung v. 31. Jan. 1900 Nr. 30 u. 3. Febr. Nr. 32. Casseler Tageblatt u. Anzeiger v. 4. Febr. Nr. 34 u. 6. Febr. Nr. 36. Der Burgwart (ersch. Berlin W.) I. Jahrg. Nr. 9.

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