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Leute der Thäterschaft bezichtigt wurden, entstandenen Kämpfen zwischen Hessen und Mainz, besetzte Landgraf Hermann der Gelehrte den Heiligenberg und befestigte ihn aufs Neue unter Einsetzung von Amtleuten. Trotzdem verfällt die Burg und wird von Landgraf Ludwig II. dem Freimüthigen dem in der Nähe befindlichen Karthäuser Kloster auf dem Eppenberge (früher den Augustinerinnen) übergeben (1461 oder 1471). Das Kloster wird in Folge der Einführung der Reformation unter Philipp dem Grossmüthigen nach der Synode zu Homberg (1526) aufgehoben, die Mönche entschädigt und die Gebäude herrschaftlich, das Gut Mittelhof zum landgräflichen Jagdschlosse.

Im vorletzten Jahre des siebenjährigen Krieges (1762) fanden noch heftige Kämpfe zwischen den Franzosen und den mit Preussen Verbündeten statt, wobei sich Erstere um und auf dem Heiligenberge festgesetzt hatten und Wochen lang den gegnerischen Angriffen standhielten.

Der herrliche Rundblick von dem Gipfel des Heiligenbergs entschädigt allein für den Untergang des einst so bedeutenden Schlosses.

 

6. Ordentliche Monatsversammlung-26. Februar 1900.*)

1. Herr Dr. med. Schwarzkopf machte Mittheilungen über einen Rest der mittelalterlichen Stadtbefestigung, den im Jahre 1415 erbauten Druselthurm.

Eingefügt in den Gürtel der Stadtmauer hätten derartige Thürme nicht nur als Hauptstützpunkte der Residenz, sondern auch als Gefängnisse gedient. Letztere Eigenschaft ergab sich bei dem Druselthurm aus den Stadtrechnungen; derselbe habe zu dem ersteren Zwecke kleine Thürmchen (6) gehabt, wie ältere Pläne zeigten, diese seien bei Vervollkommnung der Feuerwaffen entbehrlich geworden und deshalb abgetragen.

Herr Stadtrath Schmidt bemerkt auf Grund der Acten des hiesigen Verschönerungsvereins: derselbe sei seit 1891 dem Plane, den Druselthurm in der alten Weise herzustellen, näher getreten, habe Zeichnungen davon machen lassen und sich zur Tragung der Kosten bereit erklärt, dann aber, da sich ergeben, dass der Thurm nicht in der Stadtmauer gestanden nnd [und] nur als Gefängniss gedient habe, die Sache wieder aufgegeben.

2. Vortrag des Herrn Oberlehrers Grebe: „Mythologie der alten Chatten.“

Die Reste des Heidenthums seien gerade in Hessen in lebendiger Erinnerung, und den Gebrüdern Grimm gebühre das Verdienst, zuerst diese Reste in grösserem Umfange gesammelt und so das Interesse der gebildeten Welt auf diese werthvollen Schätze gelenkt zu haben. Die Mythologie der alten Germanen,

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*) Casseler Allgem. Zeit. v. 2. u. 9. März 1900 Nr. 60, 67.

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