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derselbe einen Vortrag über die mittelalterlichen Befestigungen der Stadt.

Nach einem Ueberblick über die Geschichte der Stadt Fritzlar nebst Umgegend von der Heidenzeit an, der Einführung des Christenthums, dem Aufenthalte verschiedener Kaiser, besonders Konrad I., Otto I., Heinrich IV. u. V., dem Aufkommen der Herrschaft des Erzbisthums Mainz bis zur Zerstörung der Stadt mit Stiftskirche und Burg durch den Landgrafen Konrad von Thüringen im Jahre 1232, ging Redner über zur Schilderung des Wiederaufbaues des Zerstörten. Der reuige Landgraf schickte sich in Erfüllung der ihm auferlegten Kirchenbusse alsbald an zum Wiederaufbau von Stift und Kirche zu St. Peter, während die Bürger und das Stift Thürme und Mauern auf gemeinschaftliche Kosten wieder erbauten; der grosse Thurm in der Stadtmauer wurde erst 1273 aufgeführt. In den Bereich der neuen Befestigung wurde auch die Neustadt hineingezogen, welche im Gegensatze zu der auf dem Berge gelegenen Altstadt im Thale an einem Arm der Edder sich befindet. Die Veranlassung zur Entstehung der Neustadt gab das Armenhospital, welches Probst Bruno vom Kloster Weissenstein bei Kassel neben der Bonifacius-Kapelle gegründet hatte. Als die Augustinerinnen die ihnen obliegende Krankenpflege verabsäumten, errichteten die Bürger vor der Stadt jenseit der Edderbrücke ein neues Hospital. Gegen die Wiedererbauung der Burg innerhalb der Stadtmauer sträubten sich die Bürger mit allen Mitteln, jedoch kam nach längeren Verhandlungen eine Vereinigung zu Stande, worin der Erzbischof von Mainz seinen Willen durchsetzte (1287). In dieser neuen Burg hatten zahlreiche adelige Geschlechter, die zum Theil noch blühen, ihren Sitz, so nach einer Rechnung die von Dallwig, von Urff, von Schweinsberg, von Linsingen, von und zu Löwenstein. Auch diese offenbar umfangreiche Burg ist bis auf den Rest einer kleinen Kapelle im von Buttlar’schen Garten verschwunden; im Jahre 1553 waren noch kümmerliche Reste vorhanden, 1614 war sie eine wüste Stätte, die der Erzbischof an die Stadt für 200 Gulden verkaufte. Ebenfalls innerhalb der Stadt lag das Haus des Deutschen Ordens dessen Besitz in dieser Gegend so gross war, dass eine besondere Commende errichtet werden konnte, die ihren Sitz in dem 1717 umgebauten und später als Oberförsterei dienenden Hause hatte. Gegen andere blühende Handelsstädte, wie Nürnberg, Augsburg u. s. w. zurückstehend, nahm Fritzlar, dem Krummstabe des mächtigen Erzbischofs von Mainz unterstellt, eine Mittelstellung ein, indem es, nach allen Regeln der damaligen Kriegskunst befestigt, als fast uneinnehmbar galt. Es hatte ausser 9 Warten in der Umgebung Thürme, Ringmauern, Thore und Gräben. Von den nicht mehr vorhandenen Thoren gibt der Hagenberg’sche Kupferstich von 1580 Kunde, von den Thürmen ist noch zu sehen der grosse oder graue Thurm, 2 Rund-Thürme und 2 Thürme zwischen Schilder-Thor und Haddamar-Thor. Die Ringmauern wurden im siebenjährigen Kriege (1762) von den Franzosen vor ihrem Abzüge geschleift.

 

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