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Die grossen und kleinen Bauwerke von Fritzlar, zum Theil der Blüthezeit der deutschen Baukunst entsprossen, können als stumme und doch beredte Zeugen einer grossen Vergangenheit gelten.

Hierauf fand unter Führung des Redners, welcher für seinen Vortrag grossen Beifall der Anwesenden erntete, und des Herrn Landraths Dr. Nöldechen eine eingehende Besichtigung der Mauern und Thürme der Stadt Fritzlar statt und ein Theil der Zuhörer blieb im dortigen Stadtpark in gemüthlicher Weise zusammen, bis der letzte Bahnzug dieselben zur Heimath entführte.

Am 26. Mai 1900, Nachmittags, unternahmen ca. 60—70 Mitglieder des hessischen Geschichtsvereins zu Kassel (Herren und Damen) einen Ausflug zu Eisenbahn nach Gensungen, um von da zu der ¾ Stunden entfernten A1tenburg zu wandern. Planmässig sollte auf dieser Herr Dr. Schwarzkopf den angekündigten Vortrag: „Geschichte und Beschreibung der Feste Altenburg bei Gensungen“*) halten. Da es jedoch bei Ankunft auf der Station Gensungen stark regnete, begab man sich in das dortige Wirthshaus zum Schwan, um den Vortrag entgegenzunehmen.

Redner gedachte einleitend des durch Bedrückung und Willkür Seitens der gebietenden Ritter und Herren hervorgerufenen furchtbaren und unheilvollen Bauernkriegs vom Jahre 1525, welcher zunächst in Franken und Schwaben wüthend auch über das Rhön-Gebirge hinaus in das Hessenland gedrungen sei und dort die Besitzungen der Kirche und des Adels bedroht habe. Auch die Altenburg wurde von den Bauern erstürmt und niedergebrannt, ein Thurm und Ringmauern trotzten der Zerstörungswuth. Nach genauer Schilderung der Bauart und Einrichtung der Burg mit ihren Theilen : Bergfried — dem runden Thurm mit Burgverliess — Wohnbau oder Pallas, Ringmauer mit Wehrgang und Zwinger, gab der Vortragende einen Abriss der Geschichte derselben. Auf Grundlage des Umstands, dass diese Gegend zu den am „frühesten angebauten des Hessenlandes“ gehören und der Mittheilungen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus über die heftigen Kämpfe der Römer mit den Chatten an der Edder im Jahre 15 n. Chr., wo die Letzteren sich durch Schwimmen über den Fluss retteten und noch längere Zeit Widerstand leisteten, ist mit Sicherheit anzunehmen, dass schon damals der Basalthügel, auf dem die

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*) Casseler Allgem. Zeitung Nr. 148 und 149 vom 30. und 31. Mai 1900. Casseler Tageblatt Nr. 151 vom 2. Juni 1900. Hess. Morgenzeitung Nr. 145 vom 29. Mai 1900. Hessenland 1900, S. 143.

 

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