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der Bauleitung zur Verfügung gestellt worden sind, wurde dann weiter erwiesen, dass auch für die Normirung der Einzelheiten, die vom Vortragenden in der genannten Schrift niedergelegten Gesetze zur Anwendung gelangt sind, und zeigte sich dies am überraschendsten bei der Zergliederung des Aufbaues des reichen Portals am südlichen Kreuzflügel, der sog. Brautthür. Auch die Thurmfassade, die Dachkonstruction, die Höhenverhältnisse im Innern wurden im gleichen Sinne besprochen und als durch vom = Dreieck abhängige Grossen erwiesen.

Hierauf machte Herr Rittmeister a. D. Frhr. von Pappenheim höchst interessante Mittheilungen über das Tagebuch eines Vorfahren aus dem Jahre 1764. Der Verfasser Christian Friedrich Karl von Pappenheim, geboren 1713, trat 1729 als Kadett in den hessischen Militärdienst, wurde 1731 Fähnrich, 1739 Leutnant und nahm 1763 als Generalmajor seinen Abschied, worauf er als Oberamtmann von Schmalkalden im Civildienst beschäftigt wurde. Das Tagebuch behandelt den in vieler Beziehung bemerkenswerthen Landtag des Jahres 1764, auf dem der Verfasser als Deputirter eine nicht unbedeutende Rolle gespielt bat. Es sind namentlich zwei Gespräche mit dem Landgrafen Friedrich II. im September und November, durch die ein vielfach neues Licht auf die politischen Zeitverhältnisse, wie auf die persönlichen und Familienverhältnisse des Generals geworfen sind. Die Assekuranzakte des zum Katholicismus übergetretenen Landgrafen, welche dieser nur widerwillig als Verhandlungsgegenstand zuliess, während die Stände durch ihr einmüthiges Zusammenhalten deren Annahme durch Friedrich durchsetzten, ferner der Streit um die Grafschaft Hanau-Müntzenberg, die Zahlung der englischen Hilfsgelder, die Contributionslasten des Landes und die Ablösung der landesständischen Obligationen, auch Fragen der Militär- und Civilverfassung und Verwaltung — alle diese Dinge fanden durch den Herrn Vortragenden mehr oder weniger eingehende Besprechung an der Hand des Tagebuches. Für die Persönlichkeit des Verfassers ist der Versuch des Landgrafen interessant, den hochverdienten Offiizier [Offizier], der durch die Bevorzugung eines von Lossberg sich veranlasst gesehen hatte, seinen Abschied zu nehmen, für den Militärdienst wieder zu gewinnen. Auch andere Persönlichkeiten, sowie die Verhältnisse des landgräf- [landgräflichen]

 

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