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VII. Sitzung am 9. März 1900.

Herr Felix von und zu Gilsa sprach über das Gräberfeld und neuentdeckte Ansiedelungsreste aus der neolithischen Periode bei Niederurff.

Die interessanten Ausführungen des Herrn von Gilsa gründeten sich auf eigene, eingehende Forschungen über Ansiedelungen in unserer Heimath, die uns eine Zeit, welche Tausende von Jahren hinter uns liegt, näher bringen. Dem Vortrag selbst entnehmen wir nur folgendes, da er in anderer Form ausführlich zur Kenntniss der Vereinsmitglieder kommen wird. Im Jahre 1890 fanden Arbeiter auf einem Felde bei Niederurff in einer Tiefe von 3½ Fuss einen Topf, der beim Herausnehmen zerbrach. Bei näherer Untersuchung des Feldes konnten 5 Reihen Gräber, resp. Brandstellen durch Kohle, Urnenscherben und roth gebrannte Lehmbrocken kenntlich, je 2½ Meter von einander entfernt nachgewiesen werden. Die Scherben zeigten der Schnurkeramik angehörige Form. Eine in den noch weichen Thon eingedrückte Schnur giebt einen Abdruck, der demgemäss eine schnurartige Vierzierung [Verzierung] darstellt. Es ist anzunehmen, dass an derselben Stelle ein Wohnsitz mit kellerartigem Raum bestanden hat (Hausgrube), wie die Schichtung des Bodens zeigt. Urnentheile mit warzen- und zapfenähnlichen Ansätzen und Henkeln, Schnurösen fanden sich hier. Unter den Verzierungen ist das Fischgräten- und Flechtenmuster nachzuweisen; auch Nachbildungen von Geräthen (Hammer) und Spuren von rother und weisser Farbe zeigten einige Scherben. Von Werkzeugen konnten nur 2 Feuersteinsplitter entdeckt werden; Metall war nirgends zu finden. An roth gebrannten Lehmbrocken waren Abdrücke von Getreidehalmen und Körner nachzuweisen, die als eine Haferart festgestellt worden sind. Dieser Nachweis des Getreidebaus für jene Zeit dürfte von Wichtigkeit sein. Erzeugnisse der Schnurkeramik sind ausser an dieser Fundstelle noch nachgewiesen worden in dem Steingrab bei Züschen und am Wartberg bei Kirchberg.

VIII. Sitzung am 23. März 1900.

Generalmajor a. D. von Apell sprach über die Festung Ziegenhain. Seinem Wunsche entsprechend wird an dieser Stelle über diesen Vortrag keine weitere Mittheilung gebracht, da voraussichtlich die ganze Arbeit des Herrn Generalmajors, aus welcher dieser Vortrag nur ein Auszug war, in unserer Zeitschrift veröffentlicht werden wird.

 

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