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leichter und kleiner. Die Steine liegen doppelt und bilden eine Dachbedeckung, die an Festigkeit und Sicherheit ihres gleichen nicht hat — weder Regen noch Schnee, weder Sturm noch Feuerfunken finden einen Sitz zum Eindringen — die aber auch eine Belastung der Häuser bildet, wie sie gewichtiger nicht hergestellt werden kann.

Sowohl die Querbalken als auch die einzelnen Wandgefache sind häufig mit Sprüchen geziert. Der Name des Erbauers, seiner Ehefrau und die Jahreszahl der Erbauung sind fast regelmässig in die Balken eingemeisselt. Auch Pfarrhaus, Schule und Kirche tragen oft ihren sinnigen Spruch. Die Kirche in Vernawahlhausen trägt z. B. am Längsbalken unter dem Dache den Spruch: „O Mensch, schau an uns Totenbein, wie wir da liegen gross und klein. Kannst Du sie auch erkennen recht, wer Herr gewesen oder Knecht ? Wer unter uns Arm oder Reich? Du siehst es ist hier alles gleich. Was Du bist, sind gewesen wir; was wir sind, Du wirst werden schier. Was trotzes Du und prangst Du viel mit Deinen Gaben ohn’ Mass und Ziel? Sei frumm, fürcht’ Gott und handle Recht, Er ist der Herr, Du bist nur Knecht! anno 1589.“ — Die Eckbalken an den Häusern sind häufig mit Ornamenten versehen, die dem betr. Künstler alle Ehre machen!

Zum Schluss noch eine kleine Sammlung von Besprechungsformeln, von denen ich zufällig Kenntnis gewonnen habe. Sie stammen aus dem Besitze eines Kuhhirten.

Fürs Blutbesprechen: Am Jordan sprungen 3 Brünnelein, der erste heisst: Blut tropfe, der andere: Blut stopfe, der dritte: Blut steh still! im Namen des Vaters usw. …

Vor den Schwamm : Den ersten Freitag im wachsenden Mond, so geht man nach fliessend Wasser und sieht den Mond an und begreift den Schwamm mit allen 5 Fingern der rechten Hand und sagt diese Worte: „Was ich ansehe, dass es zunimmt, das ist der Mond. Was ich begreife, dass es abnehme, dass ist der Schwamm.“ Da muss ich dreimal greifen im Namen des Vaters usw., das Wasser zu dem Schwamm schöpfen, den Schwamm

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