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tage folgen musste, und so es bleiben sollte, auch wenn das Klosterleben abgethan werde, jedoch ohne Verdrängung der Ordenspersonen. Als die letzte Aebtissin, zugleich die letzte Nonne, Gertrud oder Luttrud von Boyneburg starb (1566), verwendete Landgraf Philipp der Grossmüthige die ihm zugefallenen Klostergüter zu anderen Zwecken. Der erste evangelische Prediger zu Lippoldsberg hiess Arnd Bollmann.

Dann wurden die weiteren Schicksale des Ortes, die Einführung der reformirten Lehre unter Landgraf Moritz dem Gelehrten und die Bedrängnisse im 30jährigen Kriege erwähnt, auch des Eisenhammers und der Weissblechfabrik dortselbst gedacht, welche beide bis in das 19. Jahrhundert geblüht. Endlich wurde die ehemalige Klosterkirche in eingehender Weise nach ihren baulichen Verhältnissen, sowie die Bilder an der Stelle des Hochaltars, Wandbemalung, Taufsteine, Grabsteine besprochen.

Herr Dr. Schwarzkopf sprach in Abwesenheit des Vorsitzenden dem Redner den Dank der Versammlung aus. Nachdem die Kirche noch besichtigt worden, wurde das Dampfschiff wieder bestiegen und an Gieselwerder vorbei nach Bursfelde gefahren. Dort wurde gelandet und die schöne Klosterkirche aufgesucht, welche durch eine hochaufgerichtete Scheidewand in 2 Theile getrennt wird, von denen der vordere, grössere, an die noch vorhandenen Klosterbauten anstossende, als Scheune benutzt wird, dagegen der kleinere jetzt protestantische Kirche ist.

In dieser letzteren hielt Herr Dr. Schwarzkopf von Cassel einen sehr fesselnden Vortrag über Bursfelde.

An dieser mit einer Fülle landschaftlicher Reize geschmückten Stelle hatte Ludwig der Deutsche eine Versammlung der sächsischen Stämme abgehalten (852) und später Heinrich, der Sohn des durch seinen Kampf mit Kaiser Heinrich IV. wohl bekannten Grafen Otto von Nordheim Grundbesitz erworben und eine Benediktiner-Abtei gegründet (1093). Hier fand, nachdem er zum Markgrafen von Friesland ernannt und mit dessen Bewohnern in Krieg verwickelt, von denselben mit seinem Heere in einen Morast getrieben und daselbst von Schiffern umgebracht worden war, seine von der Gattin nach langem Suchen aufgefundene Leiche eine Ruhestätte. Das Kloster blühte rasch und mächtig empor, bis es in der Mitte des 15. Jahrhunderts durch die Zuchtlosigkeit seiner Insassen einem schnellen Verfall entgegenging, sodass nach Bericht eines Chronisten im Jahre 1430 nur Ein Mönch und Eine Kuh, welche Ersterer zu ernähren hatte, vorhanden war. Um wieder Zucht und Ordnung zu schaffen, wurde Johann von Minden als

 

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