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wollte, weil darin bezüglich des Gottesdienstes derselben Zugeständnisse verlangt worden waren, die er nicht eingehen wollte. Im folgenden Jahre heirathete er eine Prinzessin von Baden. Seine Politik war schwankend. Im Jahre 1806 schloss er sich der von Russland gestifteten bewaffneten Neutralität der nordischen Mächte an, kam aber bald mit dieser in Streit. Gegen Napoleon Bonaparte, in welchem er das grosse Thier der Offenbarung Johannis erblickte, trat er mit aller Entschiedenheit auf, protestirte — freilich vergebens — gegen die von demselben gegen jedes Völkerrecht dekretirte Erschiessung des Herzogs von Engheim, versagte später Napoleon die Anerkennung als Kaiser (1804), schickte dem Könige Friedrich Wilhelm III. von Preussen und dem Kaiser Alexander I. von Russland die ihm von diesen Herrschern verliehenen Orden zurück, weil sie Frankreich nicht bekämpften. Seine Weigerung, die von Russland unterstützte Continentale Sperre Napoleons auszuführen, stürzte ihn in einen Krieg mit Russland, wodurch Finnland für Schweden verloren ging. Dies ganze Auftreten von Gustav IV. und die dadurch herbeigeführte Schuldenlast brachte endlich eine Verschwörung der Adeligen zum Ausbruche. Gustav wurde am 13. März 1809 verhaftet und musste am 29. März 1809 im finsteren Schlosse zu Gripsholm eine Entsagungs-Urkunde ausstellen, worauf der Reichstag am 1. Mai 1809 ihn und seine leiblichen Erben der Krone für verlustig erklärte. Jede Pension ausschlagend, wandte er sich nach Süden und zog als Graf von Gottorp in der Welt umher, zunächst nach Deutschland, wo er im Januar 1810 in Kassel gesehen wurde, nur von einem Diener begleitet, dann in die Schweiz, hierauf wieder nach Deutschland, wo er beim König Friedrich Wilhelm III. von Preussen vergebens um Unterstützung der Ansprüche seines Sohnes auf den schwedischen Thron bat. In England wurde er mit seinem Gesuche auf Auszahlung der Millionen, welche er als König in der Londoner Bank niedergelegt hatte, zurückgewiesen, liess sich danach von seiner Frau scheiden (1811), wandte sich sodann wieder nach Kassel, an den Hof des Königs Jerome von Westphalen (1813), der ihm in seiner Geldverlegenheit Unterstützung gewährte, später nochmals an den inzwischen zurückgekehrten Kurfürsten Wilhelm I. als Verwandten (1815). Jedoch fand er bei diesem keine freundliche Aufnahme, und lebte zuletzt unter dem Namen Oberst Gustavson als einfacher Bürger in Basel unter kümmerlichen Verhältnissen, vorübergehend auch andere Orte aufsuchend und jegliche Unterstützung von Schweden, sogar das ihm ausgesetzte Jahres-Einkommen von ca. 67000 Thalern ausschlagend. Er beschloss endlich seine dornenvolle Laufbahn am 7. Februar 1837 in der Schweiz zu St. Gallen. Uebrigens ist er auch schriftstellerisch thätig gewesen, indem er kleinere Aufsätze geschrieben hat.

Redner erntete reichen Beifall der Versammlung und der Vorsitzende, Herr General-Major Eisentraut, dankte ihm für den anziehenden Vortrag.

 

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