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[erkennbaren] baren Gestalten ausgefüllt war. Das untere Stockwerk der Esquilinruine war zu einem Façadenbrunnen gestaltet, der durch fünf Oeffnungen seine Wassermassen in ein Bassin ergoss. Alexander Severus war aber nur der Erneuerer, nicht der Schöpfer dieser in ihrer Doppelgeltung als Siegesbau und als Brunnenfaçade innerhalb der antiken Welt einzig dastehenden Anlage. Ihre wirkliche Entstehungszeit ist durch den künstlerischen Charakter der beiden Tropaeen gesichert, die von den berufenen Beurtheilern in die Zeit um 100 n. Chr. einstimmig gesetzt worden sind. Ueber den Erbauer selber unterrichtet eine noch in der Mitte des 16. Jahrhunderts an einem der beiden Tropaeen gelesene Inschrift; sie meldet, dass ein Freigelassener dem Kaiser Domitianus Germanicus das Denkmal geweiht hat. Es wird nun gezeigt, dass die Inschrift sich nicht auf jenes Tropaeum allein, sondern auf den ganzen Bau (mit Einschluss der beiden Tropaeen) bezieht. Der geschichtliche Anlass zu der Stiftung wird in den beiden Kriegen des Jahres 89 n. Chr. gefunden. Domitian nahm damals an der Provinz Obergermanien und den freien Chatten grausame Rache, die zu dem rebellischen Statthalter L. Antonius Saturninus gehalten hatten, und zog unmittelbar nach vollzogener Rache in die Gegenden der unteren Donau gegen die noch freien Daker, welche damals in die benachbarten römischen Provinzen eingefallen waren. Ein Doppeltriumph wurde von ihm noch Ende 89 über die Germanen und die Daker in Rom gefeiert. Jener Freigelassene bekundete seine Ergebung gegen den kaiserlichen Herrn durch Gründung des Monumentalbaues auf dem Esquilin mit den Tropaeen und ihrem sonstigen Skulpturenschmuck. Das eine der beiden jetzt auf dem Capitol stehenden Tropaeen, dasselbe, vor welchem die gefesselte Germania steht, bezieht sich als Personifikation auf die Provinz Obergermanien und zugleich auf die freien Chatten jenseits des Limes, das andere auf den vermeintlichen Dakersieg. — Schliesslich wird in der Esquilinruine das typische Vorbild für die drei grossen römischen Façadenbrunnen der Renaissancezeit erkannt, der Acqua Felice, der Acqua Paola und besonders der berühmten Fontana di Trevi. Das ganze wurde durch Abbildungen erläutert.

Zum Schlusse des Versammlungsabends legte der Vorsitzende mehrere Exemplare des ersten Bandes der vom Bezirkskonservator und Konservator der Sammlungen des Geschichtsvereins, Herrn Dr. Bickell herausgegebenen Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirkes Cassel vor, behandelnd den Kreis Gelnhausen. Er besprach ausführlich dieses unter den zahlreichen Inventarien anderer deutscher Gebiete nach Anlage, systematischer Reichhaltigkeit und vornehmer Ausstattung einzig dastehende und für solche Veröffentlichungen als Muster zu betrachtende gelehrte Werk.

 

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