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Knabe verliess mit dem 10. Lebensjahre das elterliche Haus, um in der ehemaligen freien Reichsstadt Nordhausen die kurz zuvor errichtete Realschule zu besuchen. Es war für seine spätere Geistesrichtung von hohem Werth, dass er hier Aufnahme fand in dem Hause des Oberlehrers (später Professor) John. Denn der Erziehung dieses anregenden, feingebildeten und geistreichen Mannes, mit den ihn bis zum Ende seines Lebens eine treue Freundschaft verband, verdankte Karl v. Stamford wohl zum grossen Theil das Streben nach geistiger Vervollkommnung, die Freude an wissenschaftlicher Thätigkeit. Und nicht wenig hat der Aufenthalt in der malerisch am Südrand des burgenreichen Harzes gelegenen, damals noch mit wohlerhaltenen Mauern und Thürmen umgebenen Stadt Nordhausen, im Verein mit den Anregungen, die er in seiner hessischen Heimath empfangen, dazu beigetragen, in ihm den Sinn für die Schönheit der Natur und für die Geschichte vergangener Zeiten zu wecken. Oberlehrer Johns Haus und Garten lag auf dem höchsten Punkte der Stadt, dem Petersberge, dicht an der Stadtmauer, und von dort schweifte der Blick damals noch unbehindert nach den Harzbergen, nach dem Eichsfelde und über die goldene Aue bis zum sagenumwobenen Kyffhäuser. In Nordhausen war es auch, wo v. Stamford die erste Anregung erhielt zu seiner später zu grösserer Vervollkommnung gebrachten musikalischen Ausbildung.

Dass Karl v. Stamford, ebenso wie seine Brüder, von dem Vater zur militärischen Laufbahn bestimmt wurde, war nach den in der Familie vorhandenen Ueberlieferungen und bei den von den Ahnen gegebenen ruhmreichen Vorbildern ebenso selbstverständlich, wie die bei dem Jüngling vorhandene ausgesprochene Neigung zum Waffenhandwerk.

Mit 14 Jahren (1841) trat er in das Kadettencorps zu Cassel, in dem eine sehr stramme Erziehungsweise herrschte, der er sich willig unterwarf. Während der beiden letzten Kadettenjahre war er zugleich auch

 

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