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Bilsteiner, von Lotte Gubalke, aufmerksam gemacht, und unter der Voraussetzung, dass dieser Roman in Hessen spiele, gegen die darin dem hessischen Bauernstande gemachten schweren Vorwürfe von der Versammlung Protest erhoben worden; die Verfasserin, eine gute Hessin und ihm (Dr. Brunner) persönlich bekannt, habe von diesem Proteste Kenntniss erhalten und ihm brieflich mitgetheilt, dass der Vorwurf nicht begründet sei, da der Roman ausserhalb Hessen spiele. Hiermit sei die Angelegenheit als erledigt anzusehen, zugleich aber der Verfasserin wegen der Fülle dichterischer Kraft hohes Lob zu zollen.

Hierauf hält Herr Oberlehrer Grebe den angekündigten Vortrag: ,,Landgraf Ludwig der Friedsame. (1413—1458).

Davon ausgehend dass dieser vortreffliche Fürst des Hessenlandes einst sogar vom Papste Nikolaus V. in feierlicher Versammlung unter Ueberreichung einer goldenen Rose mit dem Titel eines Friedensfürsten (Princeps pacis) beehrt worden sei, und es wohl verdiene, wenn man bei der 500. Wiederkehr seines Geburtstages — 6. Februar 1402 — einen Kranz inniger Verehrung auf sein Grabdenkmal niederlege, schilderte der Redner den Niedergang des deutschen Kaiserthums in damaliger Zeit und die letzten Zuckungen der Kreuzfahrten und Römerzüge, sowie die auch später verbliebene Sehnsucht nach dem Lande Italien mit seinen für den Deutschen fremdartigen südlichen Gewächsen, seinen eigenthümlichen Rauten und den ewigen Natur- und Kunst-Schönheiten, und pries die damals entwickelte Blüthe der Städte, des Meistergesangs und die Fortschritte auf geistigem Gebiete durch Erfindung der Buchdruckerkunst.

Redner bemerkte zur Lebensgeschichte Ludwigs übergehend, dass derselbe zu Spangenberg als jüngster Sohn des Landgrafen Hermann des Gelehrten und dessen Gemahlin Margarethe von Hohenzollern am St. Dorothea-Tag geboren, als Kind körperlich schwach gewesen, übrigens eine sorgfältige religiöse Erziehung genossen habe und kaum 11 Jahre alt zur Regierung gekommen sei unter Vormundschaft Herzogs Heinrich v. Braunschweig-Limburg und des Herrn von Röhrenfurth. Schon wenige Monate nach seiner Thronbesteigung erfolgte die Bestätigung alter Freiheiten für die hessischen Städte, und wurden hierbei 12 neue Artikel erlassen im Interesse namentlich der Bürgerschaft von Kassel. Sodann wurde die langjährige Fehde mit Nassau durch glänzenden Sieg beendigt, und wurden die hessischen Grenzen nach Osten und Süden sichergestellt. Nach zurückgelegtem 14 Lebensjahre wurde Ludwig für mündig erklärt, und empfing die Huldigung des Landes, sowie die Reichsbelehnung mit der Landgrafschaft Hessen am 25. Mai 1417 von Kaiser Sigismund zu Constanz auf offenem Felde vor

 

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