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der Stadt, bei welcher Gelegenheit, den verbreiteten Gerüchten zum Trotze, der Kaiser den günstigsten Eindruck von der stattlichen Erscheinung des Landgrafen an der Spitze von 400 Reitern empfing. Der Landgraf begleitete den Kaiser darauf auf seinem Zuge nach Böhmen bei Ausbruch des Hussiten-Kriegs, und in der furchtbaren Schlacht bei Aussig fochten hessische Hülfstruppen mit. Hessen blieb von den Hussiten verschont.

Ludwig suchte in jeder Weise die Wohlfahrt der Unterthanen zu fördern, und war auch für die Regelung der bürgerlichen Verhältnisse bemüht durch weise Zunftbriefe, Vorschriften zur Steuerung der übermässigen Schwelgerei und zur Erhaltung der Sicherheit in Stadt und Land. Von den ihn umgebenden Räthen sind vor Allem zu nennen der Erbmarschall von Röhrenfurth und dann dessen Schwiegersohn Junker Hermann von Riedesel, der Ahnherr des berühmten hessischen Rittergeschlechts, dessen Vermählung nach abenteuerlichen Ereignissen, welche der Vortragende in höchst anziehender Weise schilderte, vor sich ging. Einen glänzenden Sieg erfocht Ludwig über die an Zahl weit überlegenen mainzischen Schaaren unter Führung des Grafen Gottfried von Leiningen, Neffen des Erzbischofs, bei Grossenenglis am 23. Juli 1427 und sodann über den Erzbischof selbst auf dem Münsterfelde bei Fulda am 10. August 1427.

Mit dem Grafen Johann von Ziegenhain unternahm er nach dem Vorbilde seiner Ahnen im Jahre 1429 eine Wallfahrt nach Palästina, besuchte das Grab des Erlösers und brachte einen Splitter des heiligen Kreuzes mit nach Hause, den er in einem silbernen Schrein der St. Martins-Kirche ausstellen liess, wodurch viel Geld einkam und die Vollendung des Kirchenbaues ermöglicht wurde.

Da er unterwegs zu Venedig seinen Gefährten, den Grafen von Ziegenhain aus der wegen einer grossen Geldschuld über ihn verhängten Haft gelöst hatte, setzte dieser in kinderloser Ehe lebende Fürst ihn zum Erben ein, und so fielen bei dessen Tode die Grafschaften Ziegenhain und Nidda an Hessen (1435). Dagegen verzichtete Ludwig, um Krieg zu vermeiden, auf das alte Stammland, auf Brabant.

Verdient hat er sich um Hessen, besonders Kassel, gemacht durch Bauten aller Art; auch hat er die sog. Kogelherrn, die Brüder des gemeinsamen Lebens, welche durch Wort und Beispiel viel Segen gestiftet, nach Kassel berufen, wo er ihnen den weissen Hof einräumte, ebenso nach Marburg. Gegen die Missbräuche in den Klöstern eiferte er streng, und wird diesem Eifer auch sein Tod zugeschrieben. Bei einer mit dem Abte vorgenommenen Kloster-Revision erkrankte Ludwig plötzlich und verschied am 17. Januar 1458, wie man erzählte, in Folge von Vergiftung.

 

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