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[Empireleuchter] leuchter aus dem Elternhause. Er konnte Stunden auf die Aufnahme eines oberhessischen Hofthores verwenden, und darum schwand die hohe Schönheit von St. Elisabeth doch nicht aus seiner Seele. Bis an die Schwelle seiner Jugend reichte sein historisches Interesse herab, aber der heutigen Generation freilich traute er nicht die Kraft und die Fähigkeit zu neuen Kunstbahnen und zur Schaffung eines eigenen Styls zu, und den praktischen Anforderungen der Gegenwart hat er sich oft trotzig verschlossen.

Seine Art sich zu äussern neigte in Scherz und Ernst zu einer Derbheit, die ans Groteske streifte. Er war oft heftig und starrsinnig, er konnte ungerecht sein, er konnte undankbar scheinen, es gab Momente, wo er uns als Egoist vorkam und unser Gefühl verletzte. Aber ein Blick auf sein Lebenswerk und seinen Lebensinhalt genügt, um schon heute diese Eindrücke schwinden zu lassen. Wer so selbstlos einer höheren Idee lebte, wer mit lebenslangem Leiden, mit Dürftigkeit und Elend ringend doch nicht einen Augenblick an seinen Zielen und in seiner Bahn irre wurde, bei dem verstehen wir es, wenn er mit dem bischen Gesundheit geizte und gelegentlich auf die ungeduldigen schalt, die doch Natur und Umfang seiner körperlichen Gebrechen nicht ermessen sollten.

Denn hinter seinem rauhen und eckigen Wesen barg sich eine spröde und schamhafte Seele, hinter allem Grollen und Poltern steckte die Liebe — und diese Liebe galt nicht nur der Heimath und der Kunst, sie galt auch den Menschen. Wer so bei allen Forschungen vom antiquarischen aufstieg bis zum seelischen Antheil der Menschen, der musste auch ein Herz voll Liebe haben. Nichts rührenderes als der ängstlich fragende Blick, mit dem er einem sein Beileid und Mitgefühl wortlos entgegentrug, nichts erquickenderes als das helle, frohe, schelmische Leuchten seiner schönen Augen, wenn er einem einen köst- [köstlichen]

 

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