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[köstlichen] lichen Fund verkünden oder einen zu etwas Freudigem beglückwünschen konnte.

Auch sein Heimatsgefühl hatte etwas verhaltenes, keusches. Ich habe den Hessen-Namen gelegentlich wohl trotzig, niemals pathetisch oder sentimental aus seinem Munde gehört, in seinem „wir“ oder „bei uns“ aber lagen alle Töne der heimlichen Liebe beschlossen. Ohne Engherzigkeit war diese Liebe zur hessischen Heimat, ebenso wie seiner Andacht zum Kleinen in der Forschung jeder kleinliche Pedantismus fernlag. Er blieb seinen burschenschaftlichen Idealen treu und freute sich ehrlich des grossen geeinigten Vaterlandes. Aber er verlangte überall Respekt vor der historischen Ueberlieferung, auch wo ihre Eigenart nicht Reichtum sondern Einschränkung aufwies. Er war stolz auf jedes alte Kleinod, mit dem er unsern ungleichmässigen Besitz vermehren konnte, aber auch völlig offen im Bekenntniss unserer Armut auf vielen Gebieten des Kunstlebens: ehrlich und wahrhaft in der Liebe wie in der Forschung!

Wir können der Sache der er sein Leben geweiht, nicht besser dienen als in seinem Geiste. Und wie sich auch unsere Bestrebungen um die Sammlung und Vereinigung der hessischen Kunstaltertümer gestalten mögen, ob wir in dem bescheidenen Rahmen weiter wirken, den er zuerst gespannt hat, oder ob wir einmal ein hessisches Provinzialmuseum erleben, stets wird uns sein Bild, befreit nunmehr von allen irdischen Gebrechen und Zufälligkeiten, vorschweben, unser guter und treuer Schutzgeist, Ludwig Bickell!

 

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