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Gründung bis zur Gegenwart. Er setzte die zahlreich erschienenen Vereinsmitglieder auch von den Schritten in Kenntnis, die vom Vereinsvorstand bisher unternommen wurden und noch fernerhin geschehen werden, um der Vereinssammlung in Marburg ein neues, dauerndes und würdiges Heim zu schaffen. *)

Dann folgte ein Vortrag von Oberlehrer Dr. Wintzer. Das Thema lautete: „Ein gewalttätiger Beamter unter Philipp dem Großmütigen“, Beitrag zu einer Geschichte der hessischen Landesverwaltung. Vorausschickte der Vortragende, daß nach vielen sicheren gleichzeitigen Zeugnissen die Verwaltung der hessischen Ämter im großen und ganzen damals nicht auf der Höhe stand, wie die äußere und Kirchenpolitik Philipps, wodurch er der hauptsächlichste politische Begründer der deutschen Reformation geworden ist. Die Rechtsbedrückungen, die den Bauernkrieg veranlaßt hatten, wurden auch in Hessen durch Untersuchungskommissionen ermittelt, fanden aber noch lange Zeit ihre Fortsetzung. Auch die kirchlichen Visitatoren, wie Adam Kraft, deckten sie auf und drangen, doch mit nicht größerem Erfolge, auf ihre Beseitigung. Die von hessischen Theologen vorgeschlagene gesetzliche Einführung des Kirchenbanns, die zur allgemeinen Besserung dienen sollte, wurde als untunlich vom Landgrafen versagt. Doch wirkte die Idee desselben noch lange nach und wurde auch von dem beim Landgrafen so einflußreichen Bucer wieder aufgenommen und zugleich mit der Mahnung zu besserer Aufsicht in den Ämtern Philipp eindringlichst vorgetragen. In seiner Antwort gab er offen die Vernachlässigung zu und entschuldigte sie mit seinen übermäßig großen Geschäften in der äußeren Politik. Auch Herzog Heinrich von Braunschweig ließ sich natürlich die Gelegenheit nicht entgehen, dieses Mangels wegen den Landgrafen anzugreifen, wobei freilich in tendenziöser Weise mehr den hessischen Geistlichen als den Beamten die Schuld beigemessen wurde. Am eingehendsten schildert in einem Kapitel seines Buches

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*) Vergleiche oben S. 5.

 

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