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wollte ihm sein Vater nicht anvertrauen. Deshalb und weil er seine Lage in Hessen als tiefe Demütigung empfand, bat Friedrich seinen Vater, ihm eine Anstellung in der preußischen Armee zu verschaffen. Gleichzeitig unterhandelte er freilich mit Österreich wegen seiner Ernennung zum österreichischen Generalfeldzeugmeister und man verhielt sich in Wien nicht ablehnend. Weit aussehende Intriguen wurden gesponnen, die in dem Fluchtversuch des Erbprinzen gipfelten. Aber dieser mißlang und nun begann man in Wien zurückzuhalten. Wilhelm VIII. aber, der dem Plane des Eintritts des Erbprinzen in die preußische Armee anfangs nicht sehr geneigt war, nahm diesen nun selbst auf. Friedrich der Grosse war jedoch nicht sofort bereit, den Erbprinzen aufzunehmen. Verschiedenerlei Bedenken machten sich in Berlin geltend, namentlich auch, daß bei der Bewilligung einer Generalsstelle an den Erbprinzen der Prinz Heinrich von Preußen unter diesem stehen, überhaupt viele andere Prinzen übergangen werden würden. Immerhin wurde der Erbprinz nach Berlin eingeladen. Hier sollte er, einem Befehle des Königs zufolge, mit aller gebührenden Höflichkeit aufgenommen werden, aber es sollte vermieden werden, über seinen Wunsch, in die preußische Armee einzutreten, mit ihm zu sprechen.

Am 15. April 1756 traf der Erbprinz in Berlin ein. Bei einer alsbald stattfindenden Audienz zeigte er sich dem Könige gegenüber sehr betrübt darüber, dass er seinen Vater durch seinen Religionswechsel gekränkt und erzürnt habe. Er erklärte bestimmt, nach seinem Regierungsantritt weder seiner Gemahlin und seinen Kindern, noch seinen Untertanen in religiöser Beziehung auch nur das Geringste zumuten zu wollen. Der König sprach sich in einem über diese Unterredung an den Landgrafen Wilhelm VIII. gerichteten Briefe dahin aus, daß der Erbprinz sich wohl durch Güte und Milde noch am ehesten leiten lasse. Im übrigen behandelte man den Erbprinzen in Berlin sehr zuvorkommend, Paraden und Festlichkeiten mancherlei Art fanden ihm zu Ehren statt.

Der König scheint mit dem Auftreten des Erb- [Erbprinzen]

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