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2. Monatsversammlung am 27. November 1905 1).

Vortrag des Herrn Bibliothekssekretärs Jacobi: „General Morio und seine Beziehungen zu Napoleon I. und dem königlich westfälischen Hofe.“

Joseph Anton Morio, Graf von Marienborn, war am 16. Januar 1771 zu Chantelle le Chateau, Dep. Allier, als Sohn des Gutsbesitzers Anton Morio und seiner Ehefrau Franziska Josepha Lebel de Jarrière geboren. Den ersten Unterricht genoß er beim Geistlichen des Orts; später studierte er in Paris Philosophie. Dann sehen wir ihn, in das politische Treiben der Revolution hineingezogen, an der Spitze der Nationalgarde seiner Vaterstadt. Damals rüstete Frankreich ein Geschwader zur Beobachtung der Engländer in den griechischen und syrischen Gewässern aus, dessen Befehl ein Verwandter der Familie Morio, ein Herr du Ligondés, erhielt. Auf Veranlassung der Seinigen, die ihn dem gefahrvollen Treiben der Revolution entziehen wollten, schloß sich Morio diesem Geschwader als Marinefreiwilliger auf dem Schiffe Adelaide an. Nach ruhmlosem Kreuzen in den Gewässern des östlichen Mittelmeeres kehrte das Geschwader nach 2 Jahren zurück und ein günstiger Bericht du Ligondés’ über Morios Leistungen verschaffte diesem freies Studium auf der polytechnischen Schule zu Chalons, die er nach 2 Jahren mit dem Patent als Artillerieoffizier verließ. Mit tüchtigen Kenntnissen und empfehlendem Äußern wurde es ihm nicht schwer, schnell vorwärts zn kommen. Nach Jahresfrist war er bereits Kapitän in einem Artillerieregiment. Nachdem er dann in Italien und unter Moreau in Süddeutschland gedient, wurde er dem Ingenieurgeneral Bourrier zur Dienstleistung beigegeben, wodurch er Gelegenheit erhielt, sich zum tüchtigen Ingenieuroffizier auszubilden. 1797 begleitete er eine französische Gesandtschaft nach Konstantinopel als Dolmetscher,
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1) Berichte: Kasseler Tageblatt und Anzeiger Nr. 559 v. 28. 11. 1905: Kasseler Allgemeine Zeitung Nr. 330, 333 bis 335, 337 bis 339 v. 28. 11., 1. bis 3. und 5. bis 7. 12. 1905; Hessenland Nr. 23 v. 1. 12. 1905.

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