vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite
 
 

..

II

 

[Landgraf] graf von Thüringen und Graf von Hessen, ihr einst als Witwensitz bestimmt hatte; sie lebte dann freilich nicht auf der stolzen Burg, sondern in einem geringen Haus aus Lehm und Holz, dem Spital, das sich das Beichtkind Konrads von Marburg zur Übung ihrer Liebestätigkeit erbaute, hier fanden ihre Gebeine Ruhe, hierher richtete sich der Strom andächtiger Verehrung von nah und fern, bald aber erhob sich ein hehres Gotteshaus über ihrem Grabe.

Was gab den Hunderten und Tausenden, die zu diesem Grabe pilgerten, das Vertrauen zu der Für sprache Elisabeths, worin lag und liegt der unver gleichliche Glanz ihrer Persönlichkeit für die Zeit genossen und für eine späte Nachwelt?

Es war ein unerhörtes Ereignis, daß eine Fürstin sich mit der Liebe zu den Nächsten, den Armen, Kranken und Schwachen, in dem Maße erfüllte, daß sie den fürstlichen Prunk völlig abstreifte und sich als Diakonissin den niedrigsten Diensten widmete, nichts wollte als helfen und dienen.

Wohl folgte sie, indem sie die Nachfolge Christi in seinen Liebeswerken in solcher Weise auf sich nahm, fremdem Vorbild, dem Beispiel des heiligen Franziskus, der fünf Jahre vor ihr aus dem Leben geschieden ist, wohl hatte sie in ihrer Liebestätigkeit den Sinn gerichtet auf das himmlische Jerusalem, dessen sie sich würdig erweisen wollte. Der Blick auf diese Umstände zeitlicher Bedingtheit läßt doch nur ihr Leben und Wirken begreiflicher erscheinen, der Geist der Liebe, der in Elisabeth verkörpert ist, dünkt uns deshalb nicht minder würdig dankbaren Gedächtnisses, würdig der Bewunderung, die zur Nachahmung mahnt, mag sie sich heute auch in ganz anderen Formen vollziehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

..

 
 
vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite