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Ihre schönsten Bauten in Hessen sind
die Kirchen in Arnsburg und Haina.
2. Monatsversammlung am 25. November 1907.
Vortrag des Herrn Oberlehrers Lic. Herrmann
aus Darmstadt: "Die heilige Elisabeth".
Der Vortragende wies zunächst darauf hin, daß man die Erscheinung
der h. Elisabeth, der Stammutter des hessischen Fürstenhauses,
nur im Zusammenhang mit der großen religiösen Bewegung ihrer
Tage darstellen und begreifen kann. Der Kirche, die in ihrem Machtstreben
verweltlicht war, stellte sich damals eine gewaltige Opposition aus
den Kreisen der Laien entgegen. Da erstand ihr eine Hilfe in der Bewegung
der Bettelorden, die eine sittliche Wiedergeburt und religiöse
Gesundung der Christenheit anstrebten. Die Franziskaner vor allem, daneben
auch die Dominikaner waren es, denen ob ihrer Selbstlosigkeit und Aufopferung
für Kranke und Arme das Volk seine aufrichtige Bewunderung zollte,
mit der eine Rückkehr zur Kirche verbunden war. Männer und
Frauen aus hohen und niederen Ständen traten den genannten Orden
bei, mit ihnen Elisabeth von Thüringen, die das graue Gewand des
dritten Ordens vom h. Franziskus wählte. Betrachtet man von diesem
Standpunkte aus ihr Leben, so wird manches erklärlich und begreiflich,
was sonst als Schwärmerei und religiöse Übertreibung
galt.
Redner würdigte sodann die einzelnen Quellen, die uns über
das Leben Elisabeths zu Gebote stehen, und ging dann zu einer Schilderung
des Lebens der Landgräfin selbst über, wobei er auch der neuesten
Forschungen gedachte, die anstelle der Wartburg das Marburger Schloß
als das castellum setzen wollen, aus dem die Landgräfin nach dem
Tode ihres Gemahls vertrieben wurde, eine Behauptung, die nicht ohne
erheblichen Widerspruch geblieben ist.
Zum Schlusse betonte der Vortragende, daß uns, die wir Kinder
einer anderen Zeit sind, das Verständnis fehlt für Elisabeths
Verachtung des irdischen Besitzes,