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für ihre Verneinung der häuslichen Pflichten in Ehe und Familie, für ihre Selbstqual der Askese und für ihre knechtische Beugung unter einen fremden Willen; daß man aber Elisabeth eben als Kind des Mittelalters betrachten müsse. Bis dahin war es unerhört, daß eine Frau sich der Armen- und Krankenpflege widmete - das war Sache der Geistlichkeit. Elisabeth, die Fürstin, hat es getan zu einer Zeit, als an den Fürstenhöfen nur Härte und Hochmut herrschten. Darum hat ihre Zeit sie bewundert und darum bewundern wir sie heute noch.


3. Monatsversammlung am 9. Dezember 1907.


Vortrag des Herrn Oberbibliothekars Dr. phil. Brunner: "König Jérômes Einzug und Regierungsantritt".
Die Bildung des Königreichs Westfalen bedeutete für Kurhessen das Aufhören eines fast anarchischen Zustandes. Denn die Verwaltung des Landes durch den französischen General Lagrange war geradezu ein Ausbeutesystem nach Kriegsrecht. Man begrüßte deshalb das kaiserliche Dekret vom 18. August 1807, welches die Zusammensetzung des neuen Reiches und die Ernennung einer vorläufigen Regentschaft festsetzte, allgemein mit großer Befriedigung. Während die Regentschaft schon am 28. August 1807 ihre Tätigkeit eröffnete, schob sich die Übernahme der Regierung durch den König Jérôme, die am 1. Oktober 1807 stattfinden sollte, länger hinaus. Jérôme, damals 23 Jahr alt, hatte am 22. und 23. August 1807 in Paris mit der 25jährigen Prinzessin Katharina von Württemberg Hochzeit gehalten. Gegen Ende November war das junge Ehepaar von Paris aufgebrochen, hatte den württembergischen Hof in Stuttgart besucht und am 3. Dezember von dort die Reise nach Kassel angetreten.
Auf der Reise durch Kurhessen wurden die Majestäten überall freudig empfangen, besonders in Marburg, wo die Studentenschaft in ihren geschmackvollen Landsmannschaftsuniformen dem Königspaar einen Fackelzug brachte, und in Felsberg. Am 7. Dezember

 

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