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6. Am 2. März 1908.
a. Herr Kanzleirat Neuber sprach, über
"das Gasthaus zu Wilhelmshöhe und dessen Umgebung" 1).
Ursprünglich hatte die alte Klostermühle für die Verpflegung
der den Weißenstein besuchenden Fremden gesorgt. Dann wurde 1767
ein neues Gasthaus erbaut, das aber schon nach wenigen Jahrzehnten nicht
mehr ausreichte. Deshalb wurde in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts
der jetzige Neubau errichtet.
In der Nähe des Gasthauses befand sich von jeher der Marstall.
Die oberhalb des Marstalls gelegene Hof-gärtnerwohnung lag früher
an anderer Stelle und wurde unter Kurfürst Wilhelm II. auf Rollen
zurückgeschoben, für die damalige Zeit jedenfalls eine bedeutende
Leistung. Sie diente ursprünglich als Kavalierhaus. - Das neue
Gewächshaus wurde 1822 erbaut. Die früher dort vorhandenen
Treibhäuser wurden nach dem Lindenberg in den sog. neuen Obstgarten
überführt.
b. Herr Kantor Horwitz machte sodann Mitteilungen über die hessischen
Hofjuden, die verschiedene Titel (Hoffaktor, Ober-Hof- und Kammer-Agent,
Proviantmeister, Kriegszahlamts-Agent, Hof-Mäkler etc.) führten.
Zu ihnen gehörten auch die Kriegszahlamts-Agenten Amschel Meyer
Rothschild und Salomon Meyer Rothschild in Frankfurt a. M. Verschiedene
angesehene Kasseler Familien sind Nachkommen dieser Hofjuden.
c. Herr Fiorino zeigte Bilder und Briefe des Landgrafen Moritz und einen
Schutzbrief Tillys für die Herren von Baumbach in Sontra vor.
d. Herr Generalmajor z. D. Eisentraut gab auf Grund der amtlichen Berichte
eine Darstellung eines Aufklärungsrittes, den 50 hessische Husaren
unter ihrem Rittmeister Juliat bei Beginn des 7 jährigen Kriegs
von Kassel nach Zierenberg und Oberelsungen unternahmen, um das Vorgehen
der in Hessen einrückenden Franzosen festzustellen.
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1) Vollständig
abgedruckt im "Kasseler Tageblatt u. Anzeiger".