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Aus dem Königlichen Museum zu Kassel1).

3. Bericht. 1907, 1908.

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I. Vorgeschichtliche Altertümer.

In dem verflossenen Jahre wurden die vom Herrn Minister, dem Bezirksverband und dem Kaiserlichen Archäologischen Institut bewilligten Mittel hauptsächlich auf die Untersuchung der Altenburg bei Niedenstein, der alten chattischen Haupt-Volksburg taciteischen Andenkens (s. Bericht 1) verwendet. Die Ausgrabungen lagen größtenteils in den Händen der Herren General Eisentraut, Dr. Lange und Dr. Hofmeister, eines bei den Arbeiten an der Pipinsburg geschulten Mitarbeiters Professor Schuchhardts. Die Untersuchung der Befestigung der Altenburg ist nahezu beendigt worden, die der Wohnstätten innerhalb der Steinmauer oben auf dem Plateau hat begonnen. Eine besondere Überraschung bereitete in diesem Jahre die Aufgrabung dreier großer oblonger Einsenkungen bei den Wohnplätzen, unter denen sich viereckige, mit Eichenholzbohlen verkleidete Behälter vorfanden, die wir als Cisternen auffassen. Die größte ist in der Mitte durch bewegliche Bretter geteilt, vielleicht um nach Belieben Wasser aus der einen in die andere Abteilung hinüberzulassen. Ob diese Anlage vielleicht mit der Bearbeitung des Tons zusammenhängt, der in unmittelbarer Nähe gegraben worden ist, muß der Fortgang der Arbeiten lehren. Von allergrößtem Interesse ist der Einblick, den uns die Bearbeitung der mächtigen Bohlen und ihre Verbindung in altgermanische Zimmerarbeit tun läßt, und obendrein haben uns zwei der Cisternen gute Funde an Eisen (Ambos, Speerspitze), Bronze (Fibel, Pferdegeschirr), Gefäßen und vor allen auch an hölzernen Gegenständen geschenkt: Stangen mit zugespitzten Enden, Schaufeln, eine Mörserkeule, eine halbe hölzerne

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1) Im vorigen Jahre konnte der Bericht nicht erscheinen, da die Mitteilungen während einer mehrmonatlichen Reise des Berichterstatters herauskamen.

 

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