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Gang. Wochentags wurde tüchtig gearbeitet, Sonntags Ausflüge auf den Westberg, Wattberg und Schöneberg oder nach dem benachbarten Grebenstein gemacht. Im Winter 1847 brannte die städtische Brauerei ab. Es war ein starkes Feuer, das durch die Gersten- und Malzvorräte, deren Körner brennend in der Luft herumflogen, reichliche Nahrung hatte und selbst ferner liegende Gebäude bedrohte. Auch wir waren beteiligt, denn die wegen des Notstandes aufgespeicherten Früchte hatten den Fruchtboden so beengt, daß wir einen Boden in der Metropolitanei mieten mußten. Dieser war dicht unter dem Dache gelegen und da auf dieses fortwährend Funken und brennende Holzstücke, namentlich Faßreifen, flogen, so war ich, mit einem Kübel Wasser auf dem Dache sitzend, bemüht, die Funken zu löschen. Mit Hilfe einer Abteilung Husaren gelang es schließlich, des Feuers Herr zu werden; aber die Brauerei war bis auf den Grund abgebrannt. Die Stadt trat nun das Recht des Bierbrauens an Valentin Kress unter der Bedingung ab, daß er selbst eine Brauerei baue. An die Stelle des abgebrannten Brauhauses wurde ein Spritzenhaus gebaut. - Kress, ein geborener Bayer, erwarb nun das der Witwe des Rittmeisters Hilchenbach gehörige Haus unterhalb der Wache, baute hinter diesem eine Brauerei und betrieb später auch Wirtschaft in dem Vorderhause. Später verlegte er die Wirtschaft in das Behringsche Haus, der Wache gegenüber, in die Räume, die bis dahin das Justizamt innegehabt hatte. Kress hatte schon vorher eine Bierwirtschaft in Hofgeismar betrieben; bis dahin war es unerhört gewesen, daß ein anständiger Mann in Hofgeismar in ein Bierlokal ging. Nun aber sammelte sich dort eine kleine Stammgesellschaft, die zuerst aus dem Amtswundarzt Luckhardt, Kreistierarzt Rocholl, Rechtspraktikant Fritz Bauer, Ökonom Karl Kohlhepp, Apotheker Stein, Rentereigehilfe Faillard1) und mir bestand. Später kam der pensionierte Rittmeister von Diemar, Assessor Bersch2),

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1) Später Rentmeister in Rinteln.
2) Später Amtsgerichtsrat in Hessen-Oldendorf.

 

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