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von den germanischen Barbaren wurde von den Nachkommen der römischen Reichsbevölkerung, von den Romanen, auch gegenüber den späteren Deutschen festgehalten. Tatsächlich sind diese auch in Dingen höherer Kultur lange Zeiten hindurch bald mehr, bald weniger Schüler der Romanen gewesen, bis im 18. Jahrhundert die deutsche Kultur ihrerseits einen Siegeszug durch das Ausland antrat. Andererseits erklärt sich die lange dauernde Einschätzung der wegen ihrer Tapferkeit gefürchteten Deutschen als Barbaren aus gewissen, äußerlich stark hervortretenden rohen und unfeinen Zügen der Deutschen, insbesondere der Trunksucht und der gesellschaftlichen Tölpelhaftigkeit. Die inneren Vorzüge der Deutschen wurden leicht übersehen. Der Vortragende ging näher auf die ungünstige Beurteilung der Deutschen durch die Byzantiner, durch die Italiener des früheren Mittelalters, durch die Franzosen zur Zeit der höfischen Kultur ein. Als dann die auf einen Teil der ritterlichen Schicht auch in Deutschland übergegangene gesellschaftlich-ästhetische Bildung in der Zeit der derben und genußfrohen bürgerlichen Kultur dahinschwand, befestigte sich der Ruf der deutschen Barbarei noch stärker. Trotz häufiger Bewunderung der deutschen Städte und der deutschen materiellen Kultur gelten die Deutschen den Romanen geistig und gesellschaftlich umsomehr als Barbaren, als seit der Renaissance die italienischen Humanisten, schon Petrarca, dieses Urteil in allen Tonarten geäußert hatten. Immerhin riefen die geistigen Leistungen der Deutschen im 16. Jahrhundert auch vereinzelte Anerkennung seitens der Romanen hervor. Aber trotz steigender Beachtung dieser Leistungen blieb auch jetzt der böse Ruf der Deutschen, zumal damals das Trinklaster seinen Höhepunkt erreichte, bestehen. Urteile der Franzosen, Burgunder, auch der Engländer beweisen das. Wie die gebildeten Westeuropäer um 1600 über die Deutschen dachten, zeigen besonders deutlich die Äußerungen Barclays. Dann kam die Zeit des völligen politischen Niedergangs für Deutschland, das aber gerade damals, wenn auch in Form einer übertriebenen Ausländerei, von den fremden Kulturvölkern zu lernen suchte und

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