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mit Eifer auf eine geistige und gesellschaftliche Reform hindrängte. Schließlich kam der große Aufschwung in der Mitte des 18. Jahrhunderts und damit ein Umschwung im Urteile des Auslandes. Während noch kurz vor 1750 teilweise höchst ungünstige Äußerungen von Franzosen, dem damals maßgebenden Volk, über das deutsche Geistesleben vorliegen, werden bald darauf zahlreiche Stimmen begeisterter Anerkennung laut. Diese Stimmen verschwinden aber gerade zur Zeit unserer literarischen Blüte. Auf das Geistesleben dieser klassischen Zeit wies die Franzosen nachdrücklich erst die Staël hin, und die Hinneigung zu Deutschland blieb dann für die französischen Romantiker charakteristisch. Weiter wird dann England auf das „Volk der Dichter und Denker“ (Bulwer) aufmerksam. Namentlich Carlyle war in diesem Sinne tätig. Die Stimmung schlug zum Teil um, seitdem das politisch zersplitterte und mißachtete Deutschland wieder politische Macht gewann und eine außerordentliche wirtschaftliche und technisch-industrielle Höherentwicklung einsetzte. Bei allem Respekt des Auslandes vor diesem Aufschwung und der dauernden Wertschätzung der deutschen Wissenschaft ist die Mißgunst gewachsen, gleichzeitig aber die alte Anschauung von der Barbarei der Deutschen wenigstens auf gesellschaftlichem Gebiet lebendig geblieben. Die älteren Kulturvölker vermissen bei uns nach wie vor eine feinere Lebenskultur.

 

b. Wissenschaftliche Unter haltungs- (Herren-) Abende.

(Im Hause der Handelskammer.)

1. Am 5. Oktober 1908.

a. In Vertretung des verhinderten Vorsitzenden eröffnete der Schriftführer, Herr Rechnungsdirektor Woringer die Sitzung und berichtete zunächst über die in jeder Beziehung vorzüglich verlaufene Jahresversammlung in Hünfeld.

b. Sodann begann er die Mitteilung einer Reihe von Lebensbeschreibungen 1) von Offizieren der kgl.

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1) Vollständig erschienen in „Hessenland“, 1908, S. 297 ff.

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