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Erinnerungen eines Kasseler Bürgers.

Die nachstehenden, im Jahre 1845 niedergeschriebenen Aufzeichnungen sind verfaßt von dem Kasseler Kaufmann und Stadtratsmitglied Johann Heinrich Escherich 1), der zu Kassel am 9. März 1778 geboren wurde und daselbst am 19. Juli 1853 starb. Ihre Urschrift befindet sich im Besitze seines Enkels, des Privatmanns Gustav Escherich zu Kassel, der in dankenswerter Bereitwilligkeit die Erlaubnis zum Abdruck erteilt hat. — In der nachstehenden Wiedergabe ist die in der Einleitung enthaltene Schilderung allgemein bekannter Verhältnisse und Ereignisse gekürzt worden. Im übrigen ist die Fassung der Urschrift unverändert erhalten, die Rechtschreibung jedoch der heute üblichen angepaßt worden.

Woringer.     

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(Der Verfasser weist zunächst darauf hin, daß der Metternichschen Politik die Erwartungen der als Freiwillige in die Befreiungskriege gezogenen deutschen Jugend nicht erfüllt worden seien und sich daraus eine tiefe Mißstimmung in ganz Deutschland ergeben habe. Daneben hatte in Hessen insbesondere des Kurfürsten Wilhelm I. Wiedereinrichtung des ganzen Staatswesens nach dem Stande vom 1. November 1806, die jedem Fortschritte abgeneigte Gesinnung und der Geiz dieses Fürsten zwar auch viele Klagen hervorgerufen, allein die geringe Steuerlast und die Vorliebe des Kurfürsten für Bauten, durch die Geld in die Handwerker- und Arbeiterkreise floß, hatten doch eine lebhaftere Verstimmung im Volke nicht aufkommen lassen. Anders wurde das, als im Jahre 1821 Kurfürst Wilhelm II. zur Regierung kam. Seine allerdings zeitgemäße Neueinrichtung des Staatswesens, die u. a. Trennung von Justiz und Verwaltung brachte, erforderte größere Mittel und erhöhte dadurch den Steuerdruck. Die Baulust des Kurfürsten war wohl nicht geringer als die seines Vaters; aber während

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1) Näheres über die Kasseler Bürgerfamilie Escherich siehe „Hessenland“ Jahrg. 1907, S. 12.

 

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