..

- 67 -

hessischen Rekruten, die in jedem Kriegsjahre nach Amerika geschickt wurden, gefunden. Da über diese Nachsendungen außer den Mitteilungen Seume's bisher wenig bekannt war, letztere aber nicht immer durchaus zuverlässig sind, erschien die Bekanntgabe der aufgefundenen Nachrichten, namentlich soweit sie den letzten Rekrutentransport, bei dem sich Seume befand, betrafen, sehr angebracht. Der Vortragende ging zunächst auf die Subsidienverträge, die Hessen mit England abgeschlossen hatte, näher ein und wies darauf hin, daß weder die Mitkämpfer selbst, noch die Bevölkerung Hessens an der Entsendung der hessischen Truppen nach Amerika den geringsten Anstoß genommen haben, und daß es durchaus verkehrt sei, bei der Beurteilung der Handlungsweise des Landgrafen Friedrich II. heute geltende Ansichten zu Grunde zu legen, daß vielmehr allein die damals geltenden Anschauungen dafür maßgebend sein könnten. Er wies dann aktenmäßig nach, daß Landgraf Friedrich H. stets bestrebt gewesen ist, in jeder Beziehung für das Wohlergehen seiner Soldaten auf dem fernen Kriegsschauplatz zu sorgen. Daß ihn trotzdem noch neuerdings fortgesetzt Verleumdungen und Angriffe treffen, ist in erster Linie Seume's Selbstbiographie zuzuschreiben, die namentlich gerade so weit sie dessen Zugehörigkeit zur hessischen Armee betrifft, in vieler Hinsicht als unzutreffend bezeichnet werden muß.

Die Zahl der jährlich nachgesandten Rekruten betrug etwa 900. Für diesen Nachschub ließ der Landgraf grundsätzlich nur Ausländer anwerben. Nur wenn sich hessische Landeskinder freiwillig meldeten, durften sie eingestellt werden. Ungehörige Mittel bei den damals in allen Staaten üblichen Werbungen anzuwenden, war in Hessen streng untersagt; sie werden also auch wohl bei Seume's Anwerbung nicht vorgekommen sein. Als dieser 1781, erst 18 Jahre alt, bei dem hessischen Werbeposten in dem damals noch hessischen Vacha eintraf, war er Student der Theologie in Leipzig. Zweifel hatten sich seiner bemächtigt, ob er sich bei seiner Weltanschauung zum Berufe eines Theologen eigne, und die Furcht, daß er seine Studien

..