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nicht fortsetzen könnte, dadurch mit seinem Gönner, dem Grafen von Hohenthal, in Zerwürfnis kommen und dessen so notwendige Unterstützung verlieren würde, ließ ihn den Entschluß fassen, Universität und Heimat heimlich zu verlassen und in die Fremde zu gehen. In Metz wollte er versuchen, auf die französische Artillerieschule zu kommen, denn zum Soldaten hatte er schon früher Lust verspürt. Daß er, mittellos wie er war, unter diesen Umständen selbst den Entschluß gefaßt hat, sich anwerben zu lassen und sein Glück auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz zu versuchen, auf dem es nicht allzu schwer war, zum Offizier aufzurücken, erscheint doch sehr wahrscheinlich, und wenn Seume behauptet, daß er gegen seine Einstellung protestiert habe, so bleibt er uns dafür den Beweis schuldig. Er selbst gibt über Jahr und Tag seiner Flucht aus Leipzig nichts an. Es läßt sich aber aus anderen Quellen ersehen, daß er am 28. oder 29. Juni 1781 Leipzig verlassen hat und in den ersten Julitagen 1781 als hessischer Rekrut in Ziegenhain einmarschiert ist. Hier hat er bis zum 8. April 1782, also 3/4 Jahr zubringen müssen. In dieser Zeit bot sich sicher Gelegenheit genug, gegen seine Anwerbung Widerspruch zu erheben und es wäre ihm sicher leicht geworden, mit Hilfe seines Gönners, des Grafen von Hohenthal, sich aus seiner Lage zu befreien, wenn er das nur gewollt hätte und wenn es nicht eben seine Absicht gewesen wäre, in der hessischen Armee das zu erreichen, was er in Frankreich erstreben wollte.

Am 8. April 1782 brach der letzte hessische Rekrutennachschub von Ziegenhain auf, mit ihm Seume. Es waren 881 Mann, bereits in Uniform, aber ohne Waffen und ohne Regimentsabzeichen, da sie erst in Amerika den einzelnen Regimentern zugeteilt werden sollten. Zur Bewachung marschierten 250 Mann vom Prinz Friedrichs-Dragoner-Regiment und vom Garnisonsregiment von Normann mit. Dem Zuge der marschierenden Rekruten folgte ein langer Troß von Bauernwagen, die nicht nur die leicht Erkrankten, die Gepäckstücke und Lebensmittel enthielten, sondern auch eine große Zahl Frauen und Kinder der Angeworbenen

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