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nern [Bewohnern] von Kassel zugänglich. Durch Patent vom 17. Dezember 1771 wurde aber seine Wirksamkeit auf das ganze Land ausgedehnt, später auch in Marburg eine Filiale gegründet. Die Einnahmen aus dem Lotto sollten zum Unterhalt des Kasseler Armen-, Waisen-und Findelhauses dienen. Als „Lottohotel“ wurde das Haus des Regierungsrats Robert in der Oberen Königstraße zu Kassel angekauft, das jetzige sog. „Fürstenhaus“, in dem in den 1870er Jahren Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, und sein Bruder Heinrich wohnten. Der Vortragende machte dann noch eingehende Mitteilungen über den Spielplan des Lottos und die sich daraus ergebenden Gewinnmöglichkeiten und wies nach, daß letztere sehr gering sind. Aus diesem Grunde und weil durch die geringe Höhe der Einsätze gerade den ärmeren Volksklassen Gelegenheit zum Spiel geboten wird, ist das jetzt nur noch in sehr wenigen Staaten Europas bestehende Lotto volkswirtschaftlich verwerflich und es kann deshalb als ein Glück für Hessen angesehen werden, daß Landgraf Wilhelm IX. bald nach seinem Regierungsantritt durch Verordnung vom 9. Dezember 1785 das Lotto aufhob und alle Privatlottos oder das Vertreiben von Einsätzen in auswärtige Staatslottos in Hessen bei Zuchthausstrafe verbot.

Weiter berichtete derselbe Vortragende noch über die Kasseler Gastwirte Werner und Kersting und ihre Opposition gegen die französisch-westfälische Regierung. Christoph Werner († 5. 12. 1818 im 55. Lebensjahr) war Besitzer des Gasthofs „zum Kurfürsten“ am Steinweg. Er weigerte sich standhaft, den Namen seines Hauses zu ändern, und als ihm die Regierung verbot, die bisherige Bezeichnung weiter zu führen, war er nicht dazu zu bewegen, seinen Gasthof „zum König von Westfalen“ zu nennen, sondern brachte überhaupt kein Schild an, nannte aber seine Wirtschaft nach der Farbe des Hausanstrichs „zum roten Haus“. Auch „stand er im Rufe, in seinem Hause verdächtige Klubs zu erlauben“, und nahm grundsätzlich keine Franzosen auf. Die Regierung war ihm deshalb sehr aufgesessen und als er einst einer kranken Französin die Aufnahme verweigert hatte, wurde sein Gasthof zur Strafe 4 Tage

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