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- 106 - Dreihausen, wo das dort anstehende ausgezeichnete Tonmaterial die Fabrikation eines primitiven Steinguts begünstigte.
Mit der Entwicklung der Stadt Marburg entwickelte sich auch hier das
Handwerk; der landgräfliche Hofhalt, die städtische Kultur, der Absatz
der Märkte ermöglichten einen höheren Aufschwung des
Gewerbes in wirtschaftlicher wie in technischer Hinsicht. Im
17. Jahrhundert tritt dann, infolge des Aufhörens
fürstlicher Hofhaltung in Marburg wie auch infolge des großen
Krieges, ein tiefer Niedergang ein, der die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts
hindurch noch anhält und sich schon in der geringeren Zahl der
Werkstätten (5 im Jahr 1750) verrät. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts
aber beginnt ein außerordentlicher Aufschwung, die Zahl der Töpfer wie
der Brennöfen nimmt sehr rasch zu, das Absatzgebiet ist weit ausgedehnt,
die Produktion lohnend (man berechnete die jährliche Ausfuhr
auf ca. 20 000 Rtlr.); es ist die Blütezeit des Gewerbes materiell wie
auch nach der künstlerischen Seite. Aber noch vor Ablauf des Jahrhunderts
begann auch der Rückschlag; die Überproduktion führte zu Preisunterbietung, Verschlechterung der Qualität,
zur Krise, die auch durch Polizeibestimmungen gegen die ländliche
Konkurrenz nicht aufzuhalten war. Da mit der Qualität der ganze Handel
und Absatz zurückging, so traten bereits um 1790 Bestrebungen, und zwar
unter den Töpfern selbst hervor, die Güte der Waren und dadurch wieder
Preis und Absatz zu steigern. Sie blieben ohne wahrnehmbaren Erfolg,
bis in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts durch den
Universitäts-Professor Hessel und
den Lehrer Heinemann von neuem Versuche gemacht wurden, das Handwerk
neu zu beleben, Versuche zur Verbesserung des technischen Betriebes und des Absatzes, die jetzt auch besonders von Seiten der Regierung Interesse und Förderung
fanden, aber schließlich an der Indolenz der Töpfer
scheiterten. — Gerade diese letzten Ausführungen des Vortragenden
boten insofern Parallelen zu der gegenwärtigen
ungünstigen Lage des Handwerks, als die damals an dem Betriebe,
der Technik, der Dekoration, dem
Absatz der Waren bereits gemachten Ausstellungen |
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