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Dreihausen, wo das dort anstehende ausgezeichnete Tonmaterial die Fabrikation eines primitiven Steinguts begünstigte. Mit der Entwicklung der Stadt Marburg entwickelte sich auch hier das Handwerk; der landgräfliche Hofhalt, die städtische Kultur, der Absatz der Märkte ermöglichten einen höheren Aufschwung des Gewerbes in wirtschaftlicher wie in technischer Hinsicht. Im 17. Jahrhundert tritt dann, infolge des Aufhörens fürstlicher Hofhaltung in Marburg wie auch infolge des großen Krieges, ein tiefer Niedergang ein, der die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts hindurch noch anhält und sich schon in der geringeren Zahl der Werkstätten (5 im Jahr 1750) verrät. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts aber beginnt ein außerordentlicher Aufschwung, die Zahl der Töpfer wie der Brennöfen nimmt sehr rasch zu, das Absatzgebiet ist weit ausgedehnt, die Produktion lohnend (man berechnete die jährliche Ausfuhr auf ca. 20 000 Rtlr.); es ist die Blütezeit des Gewerbes materiell wie auch nach der künstlerischen Seite. Aber noch vor Ablauf des Jahrhunderts begann auch der Rückschlag; die Überproduktion führte zu Preisunterbietung, Verschlechterung der Qualität, zur Krise, die auch durch Polizeibestimmungen gegen die ländliche Konkurrenz nicht aufzuhalten war. Da mit der Qualität der ganze Handel und Absatz zurückging, so traten bereits um 1790 Bestrebungen, und zwar unter den Töpfern selbst hervor, die Güte der Waren und dadurch wieder Preis und Absatz zu steigern. Sie blieben ohne wahrnehmbaren Erfolg, bis in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts durch den Universitäts-Professor Hessel und den Lehrer Heinemann von neuem Versuche gemacht wurden, das Handwerk neu zu beleben, Versuche zur Verbesserung des technischen Betriebes und des Absatzes, die jetzt auch besonders von Seiten der Regierung Interesse und Förderung fanden, aber schließlich an der Indolenz der Töpfer scheiterten. — Gerade diese letzten Ausführungen des Vortragenden boten insofern Parallelen zu der gegenwärtigen ungünstigen Lage des Handwerks, als die damals an dem Betriebe, der Technik, der Dekoration, dem Absatz der Waren bereits gemachten Ausstellungen

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