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wehre [Gewehre] und Unterbringen verschiedener Commando beschäftigt. Am Abend erfuhr ich, die Damens im Stift packten und machten sich zur Abreise parat. Ich schrieb an die Frau Äbtissin und verbat mir die Abreise, lies auch zwey Mann Bürgerwache ins Haus stellen, die Schlüssel zur Chaisenremise abliefern und um 8 Uhr alle Thore schließen. — Ihre Hochwürden Gnden. nahm mir diese Maasregeln sehr übel auf. Die Nacht brachte ich in einem Stuhl zu und kein Schlaf erquickte meine erschöpften Kräfte. Ich fing an, einen Bericht über die Insurrektion zu entwerfen, allein ich gewann nicht so viel Zeit, ihn zu vollenden. Der Herr General-Commissair von Wolff kam mit einigen Brigaden Gensd'armes und nahm bey den verdächtigen Personen Protokolle auf. Auch an diesem Tage beschäftigten mich nur die Folgen des Hochverraths — ein unaufhörlicher Zu- und Abgang von Menschen machte mein Haus einem Taubenschlag ähnlich. — In der folgenden Nacht wurde Dame Stein abgeholt. Des Morgens um 7 Uhr kam ein Polizey-Commissar von Cassel und erkundigte sich nach mehreren Umständen, die ich, soviel in der Wahrheit bestand und wissen konnte, ihm mitteilte. Man sagte mir, eine starke Garnison werde noch denselben Tag hier einrücken. — Die Vorrichtung der Einquartierung war daher nötig. In der Nacht vom 27. zum 28. um 1/23 Uhr kam der Commissaire Kautz mit 6 Mann französischer Infanterie und einem Gensd'arme. Er begab sich auf der Stelle mit mir zu dem Provisor Rommel, dem von Baumbach, Metropolitan Martin, Stift Wallenstein und Weiffenbach, welcher flüchtig ist, kündigte allenthalben ihre Abreise nach Cassel an, obsignirte die nöthigen Zimmer und nahm ein Protocoll auf. Noch war er (um 12 Uhr) damit in meinem Haus beschäftigt, die sämmtlichen Arrestanten zugegen und dieses von Menschen gepfropft voll, so erschien ein Adj. Major eines Detachements Bergischer Truppen und kündigte die Ankunft von 2 Compagn. Execution auf eine sehr unhöfliche Art an. Im Augenblick verbreitete sich in der Stadt das Gerücht, es solle zwey Stunden geplündert werden, und jagte alles in einen panischen Schrecken. Sofort lies ich dies durch den Aufruf widerlegen und die Gemüther besänftigen. Nach geschlossenem Protocoll und Abreise der Arrestanten begab ich mich mit einem Theil des Municipalraths auf das Rathhauß und regulirte die Einquartierung. Die Ankunft der Truppen erfolgte und kaum hatten sie ihre Quartiere betreten, so liefen Klagen und Beschwerden über Mißhandlung, zu großen Prätensionen von Seiten der Bürger und vom Militär über schlechte Zimmer und Kost ein — jene gaben in der Angst ihres Herzens alles, was sie hatten, und wurden dennoch mit Mißhandlungen bedroht. Erst um 1/210 Uhr Abends gingen wir nach Haus, andere zur Ruhe, ich neuen Mühseligkeiten entgegen. Nun wurden leinene Hosen, Kamaschen, Schue, reparation von Gewehren und Gott weis, was alle, verlangt. Ich erwiderte dem Hrn. Adj. Major, daß, da ich nicht Herr, sondern Verwalter über das Vermögen der Stadt sey, ich zuvor die Genehmigung vom Herrn Präfekten einholen müsse, worauf man das Ansinnen einstweilen aussezte. Dann begehrte man auf der Stelle die Errichtung eines Lazareths mit 6 oder 8 Betten, Handwerkszeug für 6 Schuhmacher, Schreibmaterialien und

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