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viel weniger radikal sein konnten, da sie ja nach der Niederwerfung des Aufstandes abgefaßt sind. Es wurde namentlich noch das Verhältnis der Stadt zur Landes regierung untersucht und nachgewiesen, wie durch das Fortschreiten des Staatsgedankens die Selbstver waltung immer mehr eingeengt und die Neigung der Beamten zur Willkür gesteigert wurde, wie namentlich zahlreiche Klagen gegen den landesherrlichen Schult heißen damals laut geworden sind. Den vordersten und breitesten Raum in diesen Klagen nehmen aber die Beschwerden gegen die Klöster und gegen die Geistlichkeit überhaupt ein. Sie sind teils wirtschaft licher, teils religiöser und sittlicher Natur und sie gipfeln in der Forderung des Volkes, die öffentliche Unmoral abzustellen und die reine Lehre des Evangeliums durch einen tüchtigen Pfarrer und Kaplan zuzulassen. Der Vortragende wies darauf hin, wie diese Forderung ohne Zweifel das Einigende in der bäuerlichen und städtischen Bewegung trotz dem wirtschaftlichen Gegensätze zwischen Stadt und Land gewesen sei. Dem Landgrafen konnte sie aber bei seiner da maligen Stellung zur neuen Lehre nicht ungelegen kommen. Und wenig später als ein Jahr nahm tat sächlich von Marburg die planmäßige Durchführung der Kirchenreformation im Hessenlande ihren Ausgang. — Der lebhafte Beifall der Hörer, der Dank des Vorsitzenden und die nachfolgenden Erörterungen, an de nen sich die Herren Wenck, von Pentz , Heldmann , Wintzer beteiligten, bezeugten, wie stark das allgemein- und das ortsgeschichtliche Interesse durch die Ausführungen des Vortragenden angeregt worden war. Verhandelt wurde namentlich über die Frage nach der Bedeutung der wirtschaftlichen Nöte und andererseits der religiösen Beweggründe für den großen Aufstand des Jahres 1525, über die Stimmung des hessischen Volkes vor dem Ausbruch der Bewe gung, daneben über die besonderen Beschwerden der Marburger Kleinbürger und Proletarier wider die durch reichen Grundbesitz und Vorrechte begünstigten geistlichen Genossenschaften der Stadt. Der Vortragende erwähnte ergänzend, daß eine undatierte, für die Deutsch- [Deutschherren]

 

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