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Als ein Mangel war es schon lange empfunden worden, daß die große Zahl von Gegenständen, die auf das Zunftwesen Bezug haben, in ganz verschiedenen Räumen aufgestellt waren. Es kann deshalb als ein großer Fortschritt begrüßt werden, daß es nun mehr gelungen ist, eine besondere „Zunftstube“ her zustellen. Es wurde ein bisher fast unbenutzter Raum im 2. Obergeschoß in entsprechender Weise umgebaut und eingerichtet. Die Leitung des Umbaues und der ganzen Einrichtung übernahm Stadtbaurat a. D. Thy riot, und einen Teil der recht erheblichen Kosten trug die Stadt Hanau, wofür den städtischen Behörden auch an dieser Stelle der wärmste Dank ausgesprochen wird.

Der Besucher gelangt durch eine enge Gasse, wie wir sie ja zum Teil noch jetzt in der Altstadt haben, vorbei an einem kleinen Bäcker, einem Tabak- und Pfeifenladen zur „Herberge“, dem Mittelpunkte des Lebens der Handwerker, besonders der Gesellen, in der Freizeit. Wir treten in die „Zunftstube“ ein, die in höchst eigenartiger Weise ausgeschmückt ist. An den Wänden hängen Lehrlings-, Gesellen- und Meister briefe von teilweise künstlerischer Ausführung, ein Zeugnis dafür, daß nur tüchtiges Streben, Wissen und Können in langer mühevoller Tätigkeit den Hand werker von der niedrigsten Stufe bis zur Meisterschaft führte. Von dieser zeugen ferner eine Anzahl von Meisterstücken, die ebenfalls an geeigneten Plätzen an gebracht sind. Weiter sieht man schöne Zunftfahnen, Herbergsschilder u. dergl., sowie eine Anzahl von „Laden“, die zur Aufbewahrung der Akten der ein zelnen Innungen dienten. Diese sind nach Aufhebung der Zünfte (1867) von Seiten der Stadtbehörde dem Geschichtsvereine zur Aufbewahrung überwiesen worden. Ihr Akteninhalt bildet jetzt einen wertvollen Be standteil unseres Archivs.

Es bestand der Wunsch, wenigstens einen Teil der Gebräuche, die bei der Vereinigung der Hand werksgesellen am Samstag abend geübt wurden, zur Anschauung zu bringen. So steht denn ein „Altge selle“ (Puppe) an erhöhter Stelle vor dem Tische, um- [umgeben]

 

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