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15. Oktober 1810 denjenigen Gemeinden, in denen die Einquartierung den Bürgern zur Last fiel, auch noch ein Teil der Fürsorge für die kranken Soldaten dadurch zugewiesen, daß ihnen die Einrichtung und Unterhaltung der Regimentskrankenstuben aufgebürdet wurde. Das war für Kassel, wo man gerade vor 100 Jahren mit der Inanspruchnahme von Bürgerquartieren gebrochen hatte, eine empfindliche Belastung. In seinen rund 1500 Häusern waren ungefähr 23 000 Einwohner angesiedelt, und wenn auch die hier unterzubringende Einquartierung 3000 Mann nicht übersteigen sollte, so war sie häufig doch beträchtlich höher und betrug durchschnittlich wohl 2500 Mann.

Für die Krankenpflege stand damals nur das Hospital der Charité vor dem Leipziger Tor zur Verfügung, das spätere Landkrankenhaus; 1808 wurde damit das Militärlazarett verbunden, in dem die Militärkranken auf Kosten der Kriegskasse verpflegt wurden. Für den täglichen Krankheitsdienst waren dagegen die Regiments-Krankenstuben bestimmt, die außer den geringfügigen Erkrankungen und Verletzungen vor allem die Behandlung der einfachen Krätze und der leichteren venerischen Erkrankungen zu übernehmen hatten. Die Zahl dieser Kranken war verhältnismäßig recht hoch. Begreiflicherweise weigerten sich die Bürger, ihre Wohnungen und Häuser für diese Krankenstuben herzugeben, und es ist bezeichnend für die Rücksichtslosigkeit der Militärbehörden, daß sie sich nicht scheuten, die Bürger der Möglichkeit einer Ansteckung auszusetzen. Sie verlangten, daß schon zum 1. Januar 1811 für die Krankenstuben der in Bürgerquartieren untergebrachten Truppenteile geeignete Räume zur Verfügung gestellt würden. Ja, der Kriegsminister drohte, die mit diesen üblen ansteckenden Krankheiten behafteten Soldaten ebenso wie ihre gesunden Kameraden in Bürgerquartiere legen zu wollen. Da Bürgerquartiere nicht in Frage kommen konnten, war in der Stadt tatsächlich kein geeigneter Raum vorhanden. Das in der Schäfergasse gelegene, alte Militärhospital, war auch bereits zur Unterbringung von Veteranen in Anspruch genommen worden. Nach mancherlei immer

 

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