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wieder verworfenen Vorschlägen fand die Präfektur einen Ausweg, der jede Rücksicht auf das Allgemeinwohl vermissen ließ, indem sie kurzerhand das vor dem Frankfurter Tore gelegene Zwangsarbeitshaus für die Regimentskrankenstuben bestimmte, was ein Überhandnehmen der Bettelei in der Stadt zur Folge hatte. Doch die leidige Frage war damit keineswegs endgiltig geregelt. Am 10. Juli beschloß die Wohltätigkeitskommission, das Zwangsarbeitshaus wieder seiner früheren Bestimmung zuzuführen, und nun ließ der Präfekt die z. Zt. nur in Frage kommende Krankenstube des 2. Linien-Infanterie-Regiments nach Oberkaufungen verlegen, wobei die Stadt alle dadurch entstehenden Unkosten zu tragen hatte. Die kranken Soldaten waren freilich dort in einem alten Klostergebäude übel genug aufgehoben. Erst als der Kriegsminister und der General-Administrator des Ordens von der Westfälischen Krone erfuhren, daß diese Krankenstube sich in einem dem Orden gehörenden früheren Stiftsgebäude befand, wurde die sofortige Räumung befohlen, und wiederum erfolgte eine Belegung des Zwangsarbeitshauses, ohne daß für dieses anderweitiger Ersatz geschaffen wurde.

Die Gemeinden hatten nach der „Instruktion“ jedoch nicht nur für die Räumlichkeiten aufzukommen, sondern auch Geldaufwendungen zu machen, und zwar für die zum Lagern nötigen Effekten, für Badewannen und allerhand Geräte und für Heizung. Namentlich die Holzlieferungen waren die Quelle fortgesetzter Verdrießlichkeiten, zumal man trotz der warmen Temperatur mit Rücksicht auf die Krätzigen schon im August und September morgens und abends heizte. Auch sonst kamen Überschreitungen vor, die mancherlei Unzuträglichkeiten brachten. In dem einen Jahre 1811 hatte die Stadt Kassel außer zahlreichen Beschwerden und Verdrießlichkeiten einen Kostenaufwand von mehr als 600 Reichstalern. Drückender war es noch, die verlangten Räume zu beschaffen, lagen doch z. B. im Mai 1811 rund 6900 Mann in der Stadt! So trug auch diese Last mit dazu bei, die gerade um die Wende der Jahre 1811/12 in der Bevölkerung hervortretende

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