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Das Vergehen bestand darin, daß er unter einer Menge Probenummern englischer Zeitungen, die er 1846 von einer Reise nach London für das hiesige akademische Museum zur Ansicht mitbrachte, auch einige Blätter einer verbotenen Zeitschrift im Museum auflegen ließ, deren Verbot hier nie veröffentlicht worden war. Eine aus diesem Anlaß bei ihm veranstaltete polizeiliche Haussuchung gab ihm Anlaß zu Beschwerden und Klagen, die seine Sache nur verschlimmerte. Im Februar 1847 wurde er vom Amt suspendiert und auch trotz seiner Freisprechung in dem anhängig gemachten Kriminalverfahren nicht rehabilitiert; erst im März 1848 unter dem liberalen Ministerium Eberhard erfolgte die Aufhebung seiner Suspension. Im folgenden Monat wurde er zum Abgeordneten für die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt erwählt, in deren volkswirtschaftlichem Ausschuß er tätig war, und in der er verblieb, auch als der Rest des deutschen Parlaments seinen Sitz nach Stuttgart verlegt hatte. Erst nach der Aufhebung des „Rumpfparlaments“ im Juni 1849 kehrte er nach Marburg zurück und nahm im Juli einen Abgeordnetensitz in der Kasseler Ständeversammlung an. Vielfach ist er hier in politischen wie in volkswirtschaftlichen Fragen hervorgetreten. Als Ende Februar 1850 die Reaktion auch in Kurhessen wieder zur Herrschaft gelangte, gehörte er seiner freisinnigen Richtung nach zu den schärfsten politischen Gegnern Hassenpflugs, aber die persönliche gehässige Bekämpfung des Ministers durch die Liberalen mißbilligte er entschieden. Nach der Auflösung des Landtags im Juli 1850 nahm er in Marburg seine Lehrtätigkeit wieder auf, bis im Herbst 1851 ein Hochverratsprozeß vom Ministerium wegen seiner Beteiligung am Stuttgarter Rumpfparlament gegen ihn inszeniert wurde. Es gelang ihm, der Verhaftung sich noch rechtzeitig zu entziehen und einem Ruf nach Zürich als Professor der Staatswissenschaften zu folgen. — Die Zuhörer dankten dem Vortragenden durch lebhaften Beifall, und Prof. Wenck sprach aus, wie mit diesem auf umfassenden archivalischen Studien beruhenden Vortrag, der das menschliche Mitgefühl an

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