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allem anderen, Geistliches und Weltliches nach Möglichkeit zu trennen, dann aber fand, nicht anders als auch in anderen Territorien, die Reformation in Hessen ein durch Armut bedrücktes, und durch Unbildung ungeeignetes Pfarrmaterial vor. — Zustände, die während der ersten Jahrzehnte andauerten und ebenso, wie die spätere (rationale) humanistische Bildung des neuen Theologenstandes urchristlichem Geist schaden mußten. — Dem Vortragenden dankte der Vorsitzende Archivrat Dr. Rosenfeld herzlich für seine feinsinnigen, gedankenreichen Ausführungen. Die von ihm ausgesprochene Erwartung, daß aus dem Kreise der anwesenden Sachverständigen eine Aussprache über die angeregten Gedankenreihen erfolgen werde, erfüllte sich in reichem Maße. Generalsuperintendent Werner ging zunächst auf die urchristliche Ordination näher ein, um hier vor allzu raschen Schlüssen zu warnen, er sah sowohl in der Prüfung der zum Amt zu Berufenden auf Lehre und Wandel, wie auch in der möglichsten Einschränkung landesherrlichen Kirchenregiments das Bemühen, in Hessen frühchristlichen Zuständen möglichst nahezukommen. Eine stärkere Selbständigkeit des hessischen Volkes gegenüber der obrigkeitlichen Reformation wurde in Abrede gestellt. Anregende Bemerkungen und Ergänzungen brachten die Herren Pfarrer Balzer, Pfarrer Naumann, Prof. Wenck, Archivassistent Schultze, Landgerichtsrat Heer. Eingehendere bezügliche Erörterungen, die sich sowohl auf das Urchristentum als auf Mittel alter und Reformation erstreckten und ihm zu mancherlei Fragestellungen Anlaß boten, gab Prof. Böhmer. In seinem Schlußworte glaubte Dr. Sohm seine Auffassung vom urchristlichen Amt am Wort aufrechterhalten zu können, er dankte insbesondere Herrn Generalsuperintendenten Werner für die von ihm beigesteuerten Ergänzungen und beantwortete die von verschiedenen Seiten aufgeworfenen Fragen.

 

5. In der Sitzung vom 11. Februar 1912 sprach Prof. Dr. Wrede über hessische Dialektforschung und das geplante Hessen-Nassauische

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